Johanniskraut lindert auch atypische Depression

MÜNCHEN (wst/mut). Johanniskraut-Extrakte haben sich bei leichten und mittelschweren Depressionen bewährt. Eine Studie hat jetzt auch eine gute Wirksamkeit bei atypischer Depression ergeben.

Veröffentlicht:

In der Praxis haben Ärzte oft mit Patienten zu tun, deren leichte depressive Störungen sich in einigen Punkten von typischen Depressionen unterscheiden. Solche Patienten sind keineswegs immer niedergeschlagen, ihre Stimmung läßt sich durch positive Ereignisse aufhellen, sie bleiben aber empfindlich für Zurückweisungen und Kränkungen.

Im Unterschied zu klassisch Depressiven können die Patienten noch auf Gefühle reagieren und auf positive Stimuli hin durchaus Freude empfinden, wie der Psychiater Professor Hans-Peter Volz aus Werneck berichtet hat. Die Patienten schliefen mehr und neigten - anders als Patienten mit klassischer Depression - eher zu Gewichtszunahme als -abnahme.

Bei der Therapie solcher Patienten sind auch Hypericum-Extrakte eine Option. So ergab eine Studie für das Johanniskraut-Präparat LI 160 (in Deutschland als Jarsin® erhältlich) eine gute Wirksamkeit, sagte Volz auf einer Veranstaltung von Lichtwer Healthcare in München. An der Placebo-kontrollierten Studie nahmen 100 Patienten mit leichter und 100 mit mittelschwerer atypischer Depression teil. Aufgeteilt in zwei gleich große Gruppen, erhielten die Patienten acht Wochen lang entweder zweimal täglich 300 mg LI 160 oder Placebo.

Gemessen mit der Hamilton-Depressionsskala (HAMD-17, maximal 52 Punkte) war zwar insgesamt nur ein tendentieller Vorteil zugunsten des Hypericum-Extraktes festzustellen. Ein anderes Bild ergab sich, wenn nur die 100 Patienten berücksichtigt wurden, die bei Studienbeginn eine mittelschwere Depression hatten. Dann betrug der mittlere HAMD-Wert mit dem Hypericum-Extrakt statt durchschnittlich 14 Punkte nur 6 Punkte und mit Placebo statt 14 nur 8 Punkte - ein hochsignifikanter Unterschied.

Auch die Hamilton-Angstskala (maximal 52 Punkte) ergab einen signifikanten Vorteil für das Hypericum-Präparat. Zu Beginn hatten die Patienten einen Durchschnittswert von etwa 17 Punkten (leichte Angst). Der Wert fiel im Verlauf der acht Wochen mit Placebo auf etwas über neun, mit dem Hypericum-Extrakt auf weniger als sieben. Berücksichtigt wurden dabei alle 200 Patienten.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert