Dauertherapie gegen Depressionsrezidiv

HAMBURG (nke). Mit jedem Rückfall nach einer depressiven Episode wird ein weiteres Rezidiv wahrscheinlicher. Spezialisten empfehlen daher bereits nach der zweiten oder spätestens nach der dritten depressiven Episode eine Dauertherapie mit Antidepressiva. Mit dem Wirkstoff Venlafaxin lässt sich das Rückfallrisiko deutlich reduzieren.

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Das belegt die mehrjährige Studie PREVENT*:

  • Nach dem ersten Jahr kam es bei nur 23 Prozent der 129 mit Venlafaxin (Trevilor® retard) behandelten Patienten zu einem Rückfall. Von den 129 mit Placebo behandelten Patienten hatten 42 Prozent ein Rezidiv, so Dr. Gerhard Roth aus Ostfildern.
  • An der darauf folgenden wiederum einjährigen Anschlussstudie hatten nur diejenigen Patienten teilgenommen, die sich nach dem ersten Jahr immer noch in Remission befanden. Nach diesem zweiten Jahr waren die Unterschiede noch größer. Bei fortgesetzter Venlafaxin-Therapie hatten nur 8 Prozent der Patienten ein Rezidiv. Mit Placebo betrug dieser Anteil 45 Prozent.

Studienziel in PREVENT war die Beurteilung von Langzeitwirkung und die Langzeit-Sicherheit des selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmers (sSNRI) Venlafaxin retard für die Rezidivprophylaxe. "Bei den Teilnehmern handelte es sich um Patienten, die schon mehrere depressive Episoden hinter sich hatten und damit ein hohes Wiedererkrankungsrisiko", so Roth bei einer Veranstaltung des Unternehmens Wyeth in Hamburg.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine depressiver Patient eine erneute depressive Episode bekommt, liegt nach einer zweiten Episode bei 70 Prozent. Und wenn ein Patient bereits drei depressive Episoden hatte, ist das Risiko für eine weitere etwa 90 Prozent.

Mit den Studiendaten könne man Patienten zu einer Dauertherapie ermutigen. Venlafaxin besitzt die Zulassung zur Rezidivprophylaxe.

*PREVENT bedeutet: Prevention of Recurrent Episodes of Depressions with Venlafaxin XR für Two Years



DIE STUDIE IN KÜRZE

Frage: Viele Patienten mit Depressionen, die nach einer Therapie zunächst genesen sind, bekommen einen Rückfall?

Methode und Ergebnisse: Die PREVENT-Studie hat ein ungewöhnliches Design: Bei genesenen Patienten wurde die Zahl jener ermittelt, die einen Rückfall bekamen. Teilnehmer waren depressive Erwachsene, die in den vergangenen fünf Jahren zwei oder mehr Krankheitsepsioden hatten. Während einer erneuten Episode wurden sie in die Studie aufgenommen. Zunächst erhielten sie eine zehnwöchige Akuttherapie, dann eine sechsmonatige Erhaltungstherapie mit täglich 75 bis 300 mg Venlafaxin.

258 Patienten, die nach dieser Zeit in Remission waren, wurden nun in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt. Für zunächst ein Jahr erhielten je 129 Patienten doppelblind weiterhin täglich Venlafaxin oder Placebo.

Die 83 Patienten, die nach diesem Jahr noch ohne Rezidiv waren, wurden erneut in zwei Gruppen aufgeteilt: Bei 43 Patienten wurde die Venlafaxin-Erhaltungstherapie für ein weiteres Jahr fortgesetzt, 40 bekamen ab da nur noch Placebo.

Ergebnis: Mit Placebo hatten 45 Prozent ein Rezidiv; in der Verumgruppen nur 8 Prozent.

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