Gespräche und Pillen gegen Suizid

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NEU-ISENBURG (mut). Jede wirksame antidepressive Therapie senkt letztlich das Suizidrisiko, berichten US-Forscher. Das trifft für eine Psychotherapie offenbar genau so zu wie für Arzneien.

Zu dieser Schlussfolgerung kommen Autoren einer Studie, in der Suizidversuche von über 140 000 Depressiven vor und nach Therapiebeginn analysiert wurden. So gab es im Monat vor Therapiebeginn die mit Abstand meisten Suizidversuche (bis zu 400 pro 100 00 Patienten).

Bereits im ersten Therapiemonat sank die Zahl um etwa 60 Prozent bei einer Antidepressiva-Therapie und um 70 Prozent bei einer Psychotherapie. Der Effekt war bei Jugendlichen und Erwachsenen ähnlich groß (Am J Psychiatry 164, 2007, 1029). Die Unterschiede zwischen Psycho- und Arzneitherapie lassen sich möglicherweise auch damit erklären, dass schwer Depressive eher eine Arzneitherapie bekommen, so die Autoren.

Die Daten widersprechen Befürchtungen, dass moderne Antidepressiva bei Minderjährigen das Suizidrisiko erhöhen. Solche Befürchtungen äußerten im Jahr 2003 auch US- und europäische Zulassungsbehörden, was dazu führte, dass in den USA und Europa die SSRI-Verordnungszahlen deutlich zurückgingen. In der gleichen Zeit kam es in einigen Ländern jedoch zu einem Anstieg der Suizidrate bei Minderjährigen: Etwa um fast 50 Prozent in den Niederlanden. In den Niederlanden ist die Suizidrate aber noch immer niedriger als in Deutschland, wo noch viel seltener SSRI verordnet werden.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Medikamente und Gespräche senken das Suizidrisiko - das gilt auch für Kinder

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