Bestätigt: Johanniskraut lindert Depressionen

MÜNCHEN (mut). Auch bei ausgeprägten Depressionen ist eine Therapie mit Johanniskraut ähnlich gut wirksam wie synthetische Arzneien. Das bestätigt jetzt ein neuer Cochrane Review.

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Johanniskraut zählt zu den beliebtesten Phytopharmaka.

Johanniskraut zählt zu den beliebtesten Phytopharmaka.

© Foto: Pascoe

Ein Team um Privatdozent Klaus Linde von der TU München hat für den Review 29 Studien mit knapp 5500 Patienten ausgewertet. Nachdem es beim letzten Cochrane-Bericht zu Johanniskraut Kritik gab, weil auch Studien mit nur leicht depressiven Patienten berücksichtigt wurden, wurden dieses Mal nur Studien eingeschlossen, bei denen nach DMS-IV- oder ICD-10-Kriterien eine Major Depression vorlag.

Die Patienten hatten als mindestens zwei Wochen lang Symptome, die sie im Alltag beeinträchtigten, im Schnitt hatten sie eine moderate Depression. In 18 der Studien wurden Johanniskraut-Präparate (meist 900 mg/d) gegen Placebo verglichen. Insgesamt waren die Ansprechraten mit Johanniskraut knapp 50 Prozent höher als mit Placebo. Jedoch war der Effekt stark von Studiengröße und -qualität abhängig. In neun großen Studien war die Ansprechrate mit dem Pharmakon um 28 Prozent, in neun kleineren Studien um 87 Prozent höher als mit Placebo.

Praktisch keine Unterschiede bei den Ansprechraten gab es dagegen in 17 der Studien mit einem Vergleich von Johanniskraut und synthetischen Arzneien. Dabei war das Phytopharmakon verträglicher. Die Abbrechraten waren nur ein Viertel so hoch wie mit trizyklischen Antidepressiva und nur etwa halb so hoch wie mit SSRI (The Cochrane Library 4, 2008).

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