MooDFOOD-Studie

Nahrungsergänzung schützt nicht vor Depressionen

Weder mit Nahrungsergänzungsmitteln noch mit einer professionellen Schulung zu gesunder Ernährung lässt sich einer Depression vorbeugen, so das Ergebnis einer Studie.

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LEIPZIG. Entgegen der Hoffnung einiger Betroffener lässt sich durch die tägliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln eine Depression nicht vermeiden, so das Hauptergebnis der MooDFOOD-Studie, von der die Universität Leipzig berichtet (JAMA 2019; 321: 858-868).

Die Studie, an der neben 13 weiteren europäischen Forschungseinrichtungen auch die Universitätsmedizin Leipzig beteiligt ist, sei aktuell die größte randomisierte kontrollierte Studie, die die präventive Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln und einer psychologischen Beratung zu gesunder Ernährung und Lebensweise auf Depression untersucht hat.

An der MooDFOOD-Studie nahmen über 1000 übergewichtige oder adipöse Patienten aus vier europäischen Ländern teil. Sie hatten ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken und berichteten zu Studienbeginn über eine mindestens leichte depressive Symptomatik, aber keine Depression.

Nicht wirksamer als Placebo

Die Studienteilnehmer wurden randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt und nahmen entweder täglich ein Nahrungsergänzungsmittel ein, das aus Omega-3-Fettsäuren, Kalzium, Folsäure, Selen, Vitamin D und Zink bestand, oder ein Placebo-Präparat.

Zudem erhielt die eine Hälfte der Studienteilnehmer eine professionelle psychologische Beratung in Einzel- und Gruppensitzungen zu gesunder Ernährung und Lebensweise, mit dem Ziel, ein gesünderes Ernährungsmuster zu etablieren.

„Die tägliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln über die Dauer von einem Jahr kann dem Auftreten einer depressiven Episode nicht vorbeugen“, wird Studienautorin Dr. Elisabeth Kohls in der Mitteilung der Uni zitiert.

Die Nahrungsergänzungsmittel-Präparate seien in der Studie nicht wirksamer als die Placebo-Präparate gewesen, in einigen Analysen sogar schlechter. Auch eine präventive Wirkung einer professionellen psychologischen Beratung zum Thema gesunde Ernährung und Lebensweise sei in der Studie nicht nachgewiesen worden.

Mitautor Professor Ulrich Hegerl betont: „Man sollte sich deshalb sowohl im Bereich Vorsorge als auch in der Therapie auf Methoden und Behandlungen mit nachgewiesener Wirkung verlassen.“ Dazu zählten die medikamentöse Therapie und Psychotherapie, aber nicht Nahrungsergänzungsmittel.

„Es ist verständlich, dass Menschen nach Möglichkeiten suchen, um das eigene Risiko, an einer Depression zu erkranken, zu reduzieren. Wir wissen jetzt, dass Nahrungsergänzungsmittel dazu eher ungeeignet sind“, fasst Hegerl die Studienergebnisse zusammen. (eb)

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