Rangliste für Antiepileptika bei Schwangeren

Der in Deutschland am häufigsten verschriebene Wirkstoff Lamotrigin hat bei einer Dosierung unter 300 mg täglich die geringste Fehlbildungsrate. Die Zahlen für vier Medikamente haben Forscher jetzt aus Registerdaten zusammengestellt.

Veröffentlicht:
Mit neuen Zahlen zu Fehlbildungen können Ärzte Schwangere mit Epilepsie besser beraten.

Mit neuen Zahlen zu Fehlbildungen können Ärzte Schwangere mit Epilepsie besser beraten.

© Monkey Business / fotolia.com

BONN (eb). Ärzte können mit der richtigen Medikamentenauswahl für schwangere Epilepsie-Patientinnen das Risiko für das Kind reduzieren, teilt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) mit. Neue Daten des EURAP* Epilepsie- und Schwangerschaftsregisters zeigen die Risikoprofile der vier am häufigsten verschriebenen Medikamente gegen Epilepsie (Lancet Neurol 2011; 10(7): 609).

Die Auswertung von fast 4000 Schwangerschaften in 42 Ländern durch Wissenschaftler um Professor Torbjörn Tomson vom Karolinska Institut in Stockholm bestätigte zwar, dass alle vier Epilepsie-Arzneien - Carbamazepin, Lamotrigin, Valproinsäure und Phenobarbital - bei hoher Dosierung das Risiko von Geburtsfehlern erhöhen können.

Missbildungsrisiko kann nicht ausgeschlossen werden

"Insgesamt kann jedoch bei einer niedrig dosierten Therapie mit einem einzigen Medikament von einem Missbildungsrisiko ausgegangen werden, das die Entscheidung für ein Kind nicht wesentlich beeinflussen sollte", schätzt DGN-Mitglied Professor Christian Elger, Leiter der Klinik für Epileptologie der Universität Bonn, die Ergebnisse ein.

Etwa drei von tausend Schwangeren sind Epilepsie-Patientinnen. Da unvorhersehbar auftretende Krampfanfälle vor allem die Mutter und damit auch das Kind gefährden können, müssen die meisten Patientinnen ihre Medikamente auch in der Schwangerschaft weiter einnehmen.

Neue Daten sollen das Risiko für Mutter und Kind gering halten

Gleichzeitig können die Arzneien aber das Risiko für Fehlbildungen erhöhen. "Die neuen Daten helfen dem behandelnden Arzt, das Risiko für Mutter und Kind so gering wie möglich zu halten", wird Elger in der DGN-Mitteilung zitiert.

Es zeigte sich, dass mit dem in Deutschland am häufigsten verschriebenen Wirkstoff Lamotrigin bei einer Dosierung von unter 300 mg täglich die geringste Rate an Fehlbildungen auftrat. Mit zwei Prozent liegt diese Rate allerdings noch im Spektrum gesunder Frauen ohne Medikament, genauso wie Carbamazepin in einer Dosierung von weniger als 400 mg und einer Fehlbildungsrate von 3,4 Prozent.

Höhere Dosierungen können zu Fehlbildungen führen

Deutlich höher fiel sie unter Phenobarbital und Valproinsäure aus, wo bei niedriger Dosierung 5,4 oder 5,6 Prozent Fehlbildungen beobachtet wurden. Dies liegt dem englischen Schwangerschaftsregister zufolge etwa ein Prozent über der Rate von epilepsiekranken Schwangeren ohne Medikamenteneinnahme, bei denen die unbehandelten Krampfanfälle zu Problemen führen können.

Zudem fanden die Wissenschaftler bei allen vier Medikamenten in höheren Dosierungen mehr Fehlbildungen, besonders bei dem Wirkstoff Valproinsäure. Die Auswertung zählte alle Fehlbildungen, die bis zu einem Jahr nach der Geburt beobachtet wurden, einschließlich solcher Fälle, die zu einem Schwangerschaftsabbruch führten.

*EURAP: European and International Registry of Antiepileptic Drugs in Pregnancy

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikation und Datenschutz

Neue Perspektiven für IT in der Praxis

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“