Systematisches Screening

Ernährungsmedizinische Betreuung unterstützt Genesung von Klinikpatienten

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BERLIN. Stationär aufgenommene Patienten profitieren von einem Ernährungsscreening und einer ernährungsmedizinischen Betreuung. Das hat eine Studie aus der Schweiz bestätigt, von der die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) berichtet. Die Gesellschaft nimmt die Studie zum Anlass, um auf die große Bedeutung eines systematischen Ernährungsscreenings und eines begleitenden Ernährungsmanagement für den Verlauf von Erkrankungen hinzuweisen.

Mit über 2000 teilnehmenden Patienten sei die EFFORT-Studie die bislang größte Studie zur Wirksamkeit einer ernährungsmedizinischen Betreuung im Krankenhaus, heißt es in der DGEM-Mitteilung. An der Studie nahmen Patienten teil, die für mindestens vier Tage in eines von acht Schweizer Krankenhäusern aufgenommen worden waren und bei denen ein Risiko für eine Mangelernährung bestand (Lancet 2019; online 25. April).

Diese Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt: Während die einen mit der üblichen Krankenhauskost versorgt wurden, erhielten die anderen eine persönliche ernährungsmedizinische Betreuung, bei der das Erreichen von Zielwerten für die Kalorien- und die Eiweißaufnahme im Fokus stand.

Auf der Basis einer individuellen Bedarfsberechnung beziehungsweise der Laborwerte erhielten sie unter anderem zusätzlich eiweißangereicherte Speisen, zusätzliche Snacks und Vitaminpräparate und andere Mikronährstoffe.

Während des Klinikaufenthalts kontrollierten geschulte Diätassistenten, ob das anvisierte Ernährungsregime eingehalten wurde. Bei Entlassung erhielten die Patienten einen entsprechenden Ernährungsplan für zu Hause. 30 Tage nach Studienbeginn wurden die Patienten erneut untersucht und befragt.

Ergebnis: Bei 27 Prozent der gewöhnlich versorgten Patienten beobachteten die Forscher eine Verschlechterung des Gesundheitszustands, aber nur bei 23 Prozent der ernährungsmedizinisch betreuten Patienten – eine Risikoreduktion von annähernd 20 Prozent. Auch die Sterblichkeit innerhalb von 30 Tagen wurde signifikant reduziert.

Außerdem waren ernährungsmedizinisch betreute Patienten fitter und empfanden ihre Lebensqualität als höher, berichtet die DGEM. „Die Studie zeigt einmal mehr, dass die Ernährung für die Gesundung und das Wohlbefinden des Menschen im Krankheitsfall von zentraler Bedeutung ist“, wird Professor Johann Ockenga, Vizepräsident der DGEM, in der Mitteilung zitiert.

Die Studie unterstreiche zudem die Bedeutung eines routinemäßigen ernährungsmedizinischen Screenings bei Aufnahme in die Klinik. „Denn längst nicht alle mangelernährten Patienten sind erkennbar untergewichtig“, so Ockenga. In der Studie lag der durchschnittliche BMI mit 24,8 kg / m2 im Normalbereich.

In das Screening fließen deshalb auch Angaben zu Appetitlosigkeit und aktuellen ungewollten Gewichtsverlusten ein. Außerdem wird das Alter des Patienten berücksichtigt, sowie die Schwere der Erkrankung, die zur Klinikeinweisung führte. „Ein solches Screening kann versteckte oder drohende Nährstoffmängel aufdecken und identifiziert Patienten, die eine Ernährungstherapie benötigen“, betont Ockenga.

Dies sei für den Krankheitsverlauf entscheidend. Daher sollte ein Ernährungsscreening mit einem entsprechendem Ernährungsmanagement Standard einer guten medizinischen Betreuung sein. (eb)

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