Schlüssel-Gen bei Parkinson entdeckt

TÜBINGEN (ars). Ein Internationales Forscherteams hat ein Gen gefunden, das an der Entstehung von Morbus Parkinson beteiligt ist. Mutationen in diesem Gen lösen eine erbliche Parkinson-Form aus, die in vielem der weit verbreiteten Altersform ähnelt.

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Die Forscher hoffen daher, daß sich daraus neue Möglichkeiten zur Therapie und Vorbeugung ergeben, die auch Patienten mit der wesentlich häufigeren sporadischen Form von Morbus Parkinson zugute kommen.

Das neu aufgespürte Gen auf Chromosom 12 enthält den Bauplan für das Protein LRRK2, eine Kinase (Neuron 44, 2004, 601). Kinasen heften Phosphatgruppen an andere Proteine. Signale für wichtige Stoffwechselprozesse werden so losgeschickt, etwa für Apoptose, Zell-Teilung und - Mobilität.

Wie einer der beteiligten Wissenschaftler, Professor Thomas Gasser von der Universität Tübingen, berichtet hat, tritt die Parkinson-Krankheit meist spontan auf, nur bei fünf Prozent der Patienten ist sie rezessiv oder dominant vererbt. Bei einem Teil der Patienten werden im Gehirn Ablagerungen von Alpha-Synuklein, bei einem anderen Teil Klumpen von tau-Protein gefunden.

Nach einem Screening hat die Parkinson-Studiengruppe Progeni jetzt, herausgefunden, daß eine einzige LRRK2-Mutation bei fünf Prozent der Menschen mit familiärer Parkinsonkrankheit Ursache der Erkrankung ist (Lancet-Online).

Bisher glaubte man, daß die Bildung von Alpha-Synuklein und tau-Protein durch Mutationen in zwei verschiedenen Genen angestoßen wird. Doch jetzt hat sich herausgestellt, daß die Mutation nur eines Gens, nämlich LRRK2, sowohl die Ablagerung von Alpha-Synuklein als auch von tau-Proteinen verursacht.

Folglich können zwei verschiedene Veränderungen im Gehirn von einem einzigen Punkt ausgehen. Die Wissenschaftler folgern, daß LRRK2 entscheidend zur Entstehung von diversen neurodegenerativen Erkrankungen beiträgt. Allen gemeinsam sind Protein-Ablagerungen, die in jeweils besonders empfindlichen Hirnarealen den Zelltod bewirken: von Dopamin-produzierenden Zellen bei Morbus Parkinson, von Kleinhirnzellen bei Ataxie, von Striatumzellen bei Chorea Huntington.

Mutationen im LRRK2-Gen lösen eine dominante Parkinson-Variante aus, die in klinischem Bild und Erkrankungsalter - etwa um das 60. Lebensjahr - der sporadischen Form stark ähnelt.

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