Mit Zellen, Pflastern und Genen gegen Morbus Parkinson

BERLIN (gvg). Einen ganzen Strauß neuer Therapieoptionen diskutierten Experten auf dem Welt-Parkinsonkongreß in Berlin. Große Hoffnungen ruhen auf neuen Applikationsformen und experimentellen Therapien, etwa die Zelltherapie.

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Bei den neuen Applikationsformen sind vor allem die Anti-Parkinson-Pflaster schon recht nahe an einer Zulassung, wie Professor Warren Olanow vom Mount Sinai Medical Center in New York berichtete.

Ziel der Therapie mit Pflastern sei es, bewährte Wirkstoffe kontinuierlich in den Körper zu bringen, um den Gegebenheiten im gesunden Gehirn näher zu kommen. Damit sollen vor allem Dyskinesien verhindert werden, die bei vielen medikamentös behandelten Parkinson-Patienten auftreten.

    Für die Zelltherapie implantieren Chirurgen Netzhautzellen ins Gehirn.
   

In Studien getestet werde derzeit ein Pflaster mit dem Dopamin-Agonisten Rotigotin, das von dem Unternehmen Schwarz Pharma entwickelt wurde. Auch das Unternehmen Schering hat ein entsprechendes Pflaster, und zwar mit dem Wirkstoff Lisurid. Es ist ebenfalls ein Dopamin-Agonist. Er gehe davon aus, daß erste Anti-Parkinson-Pflaster im Laufe des kommenden Jahres auf den Markt kommen, so Olanow in auf dem Kongreß in Berlin.

Große Hoffungen ruhen weiterhin auf Zelltherapien, deren Ziel es ist, beschädigtes Nervengewebe zu ersetzen. Nach einigen Fehlschlägen mit Stammzellen sind die Erwartungen jetzt vor allem auf Spheramine® gerichtet, ein zelltherapeutisches Produkt des Unternehmens Schering.

Es handelt sich um menschliche Pigmentepithelzellen aus der Netzhaut, die auf biokompatible Gelatineträger aufgebracht werden. Nach Implantation ins Gehirn mit Hilfe einer stereotaktischen Operation produzieren diese Zellen dann Dopamin. Das Zellprodukt wird gerade in einer Phase-II-Studie in den USA erprobt.

Schließlich bleibt auch die Gentherapie eine mögliche künftige Option bei Morbus Parkinson. Die Bemühungen richten sich dabei vor allem auf Nervenzellwachstumsfaktoren wie den GDNF, der von den Gliazellen im Gehirn produziert wird.

Olanow hat gerade eine Studie begonnen, bei der er adenoassoziierte Viren mit dem Gen für ein GDNF-ähnliches Eiweiß bestückt. Diese Genfähren erreichen die Gehirne der Patienten ebenfalls mit Hilfe stereotaktischer Operationen, wobei darauf geachtet werde, daß mehrere Regionen infiltriert würden, so Olanow.

Das ist eine Konsequenz aus den Fehlschlägen ähnlicher Studien in der Vergangenheit, bei denen sich das GDNF-Gen im Gehirn nicht weit genug verteilt hatte.

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