Neues Verfahren

Mit fokussiertem Ultraschall gegen Tremor

Ein neues, auf fokussiertem Ultraschall basierendes Verfahren zur Behandlung von Patienten mit schwerem Tremor soll am Uniklinikum Bonn erprobt werden.

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BONN. Patienten, die unter einem schweren therapieresistenten essenziellen Tremor oder Parkinson-Tremor leiden, können mit einem neuen System von hoch fokussiertem Ultraschall gezielt und nicht-invasiv behandelt werden.

Das sogenannte MRgFUS-System (Magnetresonanz-gesteuerter, hoch fokussierter Ultraschall) wurde nun am Universitätsklinikum Bonn in Betrieb genommen.

Nach Angaben des Klinikums ist es in Deutschland das erste Gerät dieser Art. Das Team aus Neurologen, Neurochirurgen und Radiologen sucht für eine deutschlandweit erste Studie nun volljährige Patienten mit ausgeprägtem Tremor, die auf verschiedene Therapiemethoden nicht angesprochen haben.

Bei dem MRgFUS-Verfahren inaktivieren fokussierte hochintensive Schallwellen von außen die Areale im Gehirn, die für den Tremor verantwortlich sind.

Für die notwendige hochpräzise Lokalisation sorgt die mithilfe der Magnetresonanztomografie gesteuerte Neuronavigation, damit nur der etwa zwei Millimeter große Bereich in der Tiefe des Gehirns inaktiviert wird.

Temperatur wird auf 55 bis 60 Grad gesteigert

Dazu werden von 1024 Positionen rund um den Schädel Ultraschallwellen – jede für sich ungefährlich für das Hirngewebe – auf den Zielpunkt gesendet und dort gebündelt.

"Nur im Schnittpunkt der Wellen wird das Hirngewebe erhitzt und so inaktiviert", wird Professor Hans Schild vom Uniklinikum Bonn in der Mitteilung zitiert.

Dazu wird die Temperatur am Zielpunkt langsam auf 55-60°C gesteigert. Die Wirkung kann dabei bereits unter 50°C getestet werden: Mit einer reversiblen Hemmung bis zu dieser Temperatur wird geprüft, ob der Tremor bei dem während des Eingriffs wachen Patienten abnimmt.

Dem Vorteil, dass der Schädel nicht wie bei der bereits etablierten Tiefen Hirnstimulation geöffnet werden muss, stehe der Nachteil gegenüber, dass die Inaktivierung des Hirngewebes anders als bei der Tiefenhirnstimulation ab 50°C nicht reversibel ist, so das Uniklinikum.

Nach den ersten internationalen Studien lasse sich durch die Kombination aus fokussierten Ultraschall und MR-Steuerung während des Eingriffs der essenzielle Tremor signifikant verbessern.

"Obwohl die bisherigen weltweit erzielten Ergebnisse sehr vielversprechend sind, ist die Therapie derzeit noch als experimentell anzusehen", fügt Professor Ullrich Wüllner, klinischer Studienleiter, hinzu. "Der Nutzen aber auch die Risiken müssen weiter wissenschaftlich untersucht werden – und dazu wollen wir hier in Bonn beitragen."

Weitere Infos zur Studie bei Veronika Purrer vom Uniklinikum Bonn: Veronika.Purrer@ukbonn.de

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