Therapie mit Interferon-beta-1b schon bei Verdacht auf Multiple Sklerose

TESSALONIKI (gab). Die Ergebnisse der BENEFIT-Studie sind ein klares Argument, bei Patienten mit erstmaliger, für eine Multiple Sklerose (MS) typischer Symptomatik unverzüglich mit der immunmodulatorischen Basistherapie zu beginnen. Je geringer die Krankheitsaktivität zu diesem Zeitpunkt ist, desto höher sind die Chancen, die Krankheitsprogression zu verzögern.

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In die Studie BENEFIT - das Akronym steht für Betaferon in Newly Emerging MS for Initial Treatment - sind in 20 Ländern 487 MS-Patienten nach dem ersten klinischen Schub aufgenommen worden, wenn der MRT-Befund für ein demyelinisierendes Geschehen charakteristisch war.

Nach einer doppelblinden Zufallsverteilung im Verhältnis 5 zu 3 injizierten sich die Studienteilnehmer alle zwei Tage subkutan entweder 250 µg Interferon-beta-1b (Betaferon®) oder Placebo-Lösung.

Das hat Studienleiter Professor Ludwig Kappos von der Universitätsklinik in Basel beim Kongreß des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) in Tessaloniki berichtet.

So sei innerhalb von zwei Jahren bei 45 Prozent der Patienten in der Kontrollgruppe, aber nur bei 28 Prozent der Patienten mit Verum ein weiterer MS-Schub aufgetreten. Das entspreche einer relativen Risikoreduktion um 50 Prozent. Im Mittel habe die erneute klinische Exazerbation durch Interferon-beta-1b um 363 Tagen verzögert werden können.

Ebenfalls ein statistisch signifikanter Vorteil für die frühzeitige immunmodulatorische Intervention ergab sich bei der nur kernspintomographisch nachweisbaren Krankheitsprogression (sekundärer Endpunkt).

Erste Subgruppenanalysen lassen erkennen, daß die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen besonders groß waren bei Patienten mit monofokaler Symptomatik und/oder geringer Krankheitsaktivität im MRT (weniger als neun Läsionen oder keine akuten Entzündungsherde) bei Krankheitsbeginn.

Dafür, daß MS-Kranke bereits im frühen Krankheitsstadium - also bei noch minimaler Behinderung oder ungestörten Funktionen - eine Therapie akzeptieren, die immerhin regelmäßige Injektionen erfordert, spricht nach Ansicht von Kappos, die geringe Rate an Studienabbrüchen.

Zu solchen kam es bei 7,2 Prozent der Patienten mit Verum und bei 5,7 Prozent der Patienten mit Placebo. Zudem seien 95 Prozent der Teilnehmer bereit gewesen, an der offenen, zunächst auf drei Jahre festgelegten Fortsetzungsstudie zur Evaluation des Langzeitnutzens teilzunehmen.

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