Frühe Therapie bremst MS-Progression

MADRID (blki). Bei der ersten klinischen Manifestation einer Multiplen Sklerose (MS) sind die demyelinisierenden Prozesse bereits in vollem Gange. Ein MS-Schub zeigt an, daß Schäden im zentralen Nervensystem nicht mehr kompensiert werden können. Dann ist ein unverzüglicher Therapiebeginn indiziert.

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Noch immer dauere es in Europa zu lange, bis MS-Patienten eine immunmodulierende Basistherapie bekommen, sagt Professor Giancarlo Comi von der Universitätsklinik in Mailand. Rasches Handeln sei aber nötig, um das Zeitfenster zu nutzen, im dem die krankheitsmodifizierende Wirkung der derzeit verfügbaren MS-Therapeutika optimal ist.

Seit der Veröffentlichung der Daten der BENEFIT-Studie gebe es eigentlich keine Ausrede mehr, den Therapiebeginn mit Interferon beta-1b hinauszuzögern, sagte Comi bei einem Kongreß zur Multiplen Sklerose in Madrid. BENEFIT steht für "Betaferon in Newly Emerging MS for Initial Treatment".

In die Studie zum Nutzen einer frühen Therapie bei MS sind in Europa, Kanada und Israel 487 Patienten aufgenommen worden. Sie hatten in den 60 Tagen davor erstmals klinische MS-Symptome und kernspintomographische Befunde gezeigt. Die Studienteilnehmer injizierten sich alle zwei Tage entweder 250 µg Interferon beta-1b (Betaferon®) oder Placebo subkutan. Die doppelblinde Studienphase dauerte längstens zwei Jahre. Zudem wurde die Verblindung aufgehoben, wenn ein neuer Krankheitsschub auftrat. Parallel dazu wurde das Fortschreiten der Krankheit mit engmaschigen MRT-Kontrollen überwacht. Dadurch sollte die MS-Diagnose bereits in einem frühen Krankheitsstadium abgesichert werden.

Wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, daß ein Beginn der Basistherapie unmittelbar nach dem ersten MS-Schub nicht gerechtfertigt ist, demonstrierte Comi bei einem Symposium des Unternehmens Schering anhand der Daten der Kontrollgruppe. Bereits nach sechs Monaten waren bei 50 Prozent und nach zwei Jahren bei 85 Prozent der Studienteilnehmer die Voraussetzungen für eine durch MRT-Kontrollen gesicherte MS erfüllt gewesen. Unter der Behandlung mit Interferon beta-1b entwickelten 46 Prozent weniger Patienten eine durch MRT-Kontrollen gesicherte MS als mit Placebo - ein signifikanter Unterschied. Ein fast identisches Bild ergab sich, wenn das klinische Fortschreiten berücksichtigt wurde. Mit Placebo hatten 45 Prozent der Patienten innerhalb von zwei Jahren einen zweiten Schub erlitten, bei Therapie mit Interferon beta-1b nur 28 Prozent.

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