Bei Schizophrenie ist jährlicher Herzkreislauf-Check angesagt

WIEN (grue). Die dauerhafte Einnahme von Neuroleptika kann zu einer erheblichen Gewichtszunahme führen und dadurch das kardiovaskuläre Risiko psychiatrischer Patienten erhöhen. Das atypische Neuroleptikum Ziprasidon macht hier jedoch eine Ausnahme.

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Unter einer Langzeittherapie mit Ziprasidon (Zeldox®) nehmen Körpergewicht und Body Mass Index nicht nennenswert zu. Auf diese Weise könne das kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit Schizophrenie verringert werden, sagte Dr. Andreas Hamann von der Universitätsklinik Heidelberg.

Der Internist hat auf einer Veranstaltung des Unternehmens Pfizer in Wien darauf hingewiesen, daß Patienten mit Schizophrenie ohnehin ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.

Dies wird auf genetische Faktoren, Fehlernährung, Bewegungsmangel und starken Tabakkonsum zurückgeführt. Bei der Wahl eines Antipsychotikums sollten deswegen mögliche Effekte auf das Körpergewicht bedacht werden, sagte Hamann.

Bereits nach einer zehnwöchigen Behandlung führen die meisten klassischen und viele moderne Antipsychotika zu einem deutlichen Gewichtsanstieg. "Auch trizyklische Antidepressiva, Lithium und Valproinsäure beeinflussen das Körpergewicht sowie den Zucker- und Fettstoffwechsel ungünstig", so der Heidelberger Internist.

In Kurzzeitstudien mit Ziprasidon blieb das Gewicht dagegen konstant, in Langzeitstudien ging es sogar leicht zurück. Bei 40 bereits mit anderen Antipsychotika behandelten Patienten verbesserte sich nach Umstellung auf Ziprasidon außerdem das Lipidprofil.

Wie Hamann erläutert hat, besitzt Ziprasidon im Gegensatz zu anderen Atypika nur eine geringe Affinität zu den appetitsteigernden histaminergen Rezeptoren. Außerdem aktiviere die Substanz zusätzlich sehr wirksam die 5-HT1A-Rezeptoren, was eine gewisse angstlösende und antidepressive Wirkung verspreche.

Unabhängig von der Art der Behandlung sollten schizophrene Patienten in mindestens jährlichen Abständen internistisch untersucht werden, forderte Hamann. Dabei sollten Körpergewicht, Blutdruck, Blutzucker und Lipidwerte bestimmt werden. Bei Risiko-Patienten, zum Beispiel solchen mit metabolischem Syndrom, gehören außerdem ein Belastungs-EKG und die sonographische Bestimmung der Intima-Media-Dicke zum Screening-Programm.

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