Pluspunkte für Depot-Atypikum bei Schizophrenie

BEERSE (KHS). Mit Risperidon in Depotform läßt sich die Compliance von Schizophrenie-Patienten deutlich verbessern. Auch unerwünschte Arzneimitteleffekte treten damit seltener auf als mit oral verabreichten Neuroleptika. Seit kurzem ist auch eine direkte Umstellung von anderen Neuroleptika auf das Depot-Atypikum möglich.

Veröffentlicht:

So könne die kontinuierliche Dopamin-2-Rezeptor-Blockade durch ein Depot-Präparat Rückfälle wirksam verhindern, hat Professor Andreas Heinz auf einer Veranstaltung von Janssen-Cilag in Beerse in Belgien berichtet. Außerdem sei die insgesamt zu verabreichende Dosis geringer als bei einer intermittierenden Behandlung, etwa weil akute psychotische Phasen damit seltener seien.

      Umstellung direkt auf die Depotform vereinfacht die Therapie.
   

Der Berliner Psychiater wies darauf hin, daß das eigenwillige Absetzen von Medikamenten gerade bei Schizophrenie-Patienten ein großes Problem ist. Deshalb müsse bei oral applizierten Neuroleptika mit Rezidivraten von bis zu 40 Prozent gerechnet werden. Mit der Depotform von Risperidon (Risperdal® Consta®) stehe ein gut handhabbares und verträgliches Präparat zur Verfügung. Vor Einführung des Mittels im August 2002 habe es nur Depotformen von typischen Neuroleptika gegeben - mit bekanntlich ausgeprägten unerwünschten extrapyramidal-motorischen Wirkungen. Erste große Studien hätten jetzt ergeben, daß die Einjahres-Rezidivrate mit Risperidon in Depot-Form weniger als 18 Prozent betrage.

Zudem fühlten sich die Patienten durch das nur alle zwei Wochen verabreichte Depot-Atypikum auch weniger an die Krankheit erinnert als durch eine tägliche Tabletten-Einnahme. Außerdem sei die neue Entwicklung im Unterschied zu anderen Depot-Antipsychotika keine ölige Flüssigkeit, sondern der Wirkstoff werde aus Mikrospheres freigesetzt. Damit sei die Applikation nicht so schmerzhaft wie bei öligen Flüssigkeiten. Mikrospheres sind kleinste Kügelchen, die nach und nach hydrolisiert werden und so den Wirkstoff freigeben. Diese Darreichungsform garantiere optimale therapeutische Plasmaspiegel über einen längeren Zeitraum, so Heinz.

Bislang mußten Schizophrenie-Patienten vor einer Therapie mit Depot-Risperidon zunächst auf orales Risperidon eingestellt werden. Seit Anfang November 2004 können sie auch direkt auf die Depotform umgestellt werden. Damit werde ein Wechsel der Therapie vereinfacht, betonte Heinz.

Als Anfangsdosis seien oft bereits 25 mg ausreichend. Es dauere aber mindestens zwei Wochen, bis ausreichende Wirkspiegel erreicht seien. Solange müsse die bisherige Medikation langsam ausschleichend unbedingt weiter gegeben werden.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Neues Wirkprinzip

Muskarin-Agonist lindert Schizophrenie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken