Schizophrenie-Patienten ist Effektivität wichtig

FRANKFURT (nsi). Wenn Patienten, mit Schizophrenie Antipsychotika absetzen, liegt das oft an mangelnder Wirksamkeit: Diese ist dreimal häufiger der Grund für den Therapieabbruch als unerwünschte Wirkungen.

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Das hat eine Metaanalyse aus vier doppelblinden, randomisierten Studien ergeben. "Dieses Ergebnis hat viele Ärzte überrascht, denn oft wird davon ausgegangen, daß mangelnde Verträglichkeit der Hauptgrund für eine Behandlungs-Unterbrechung bei Schizophrenie-Patienten sei", sagte Professor Hans-Peter Volz vom Krankenhaus Schloß Werneck in Werneck.

    Ergebnis der Metaanalyse hat die Ärzte überrascht.
   

Die in der Metaanalyse berücksichtigten Studien mußten eine Behandlungsdauer von mindestens zwölf Wochen und wenigstens 20 Patienten pro Studienarm aufweisen. Behandelt wurde mit Atypika wie Olanzapin (Zyprexa®), Risperidon, Clozapin, Quetiapin und Ziprasidon sowie mit Haloperidol. Etwa die Hälfte der Patienten habe nach 24 bis 48 Wochen die Therapie abgebrochen. Davon waren bei 36 Prozent ungenügende Wirksamkeit der Hauptgrund und bei zwölf Prozent unerwünschte Arzneimittelwirkungen.

Patienten, die Olanzapin einnahmen, blieben statistisch signifikant länger bei dieser Medikation als Patienten, die Haloperidol, Risperidon, Ziprasidon, Quetiapin oder Placebo erhielten, sagte Volz bei einer Veranstaltung des Unternehmens Lilly in Frankfurt / Main. Eine stabile Remission sei über zwei Jahre für etwa acht von zehn Patienten möglich, die Olanzapin einnähmen. Doch kann es mit Olanzapin zur Gewichtszunahme kommen. Innerhalb eines Jahres nehmen etwa 43 Prozent der Patienten mit der Therapie um mindestens drei Kilogramm zu.

Der Gewichtszunahme läßt sich mit Ernährungsprogrammen aber auch erfolgreich vorbeugen. Am Uniklinikum Leipzig wird ein solches Programm seit drei Jahren angeboten, berichtete Brigitte Ehlert, die die Kurse dort mit etabliert hat. In dem fünfwöchigen Kurs wird Wissen über gesunde Ernährung vermittelt.

Dazu gehören außerdem regelmäßiger Sport wie Joggen, Volleyball und Fahrradtraining, Entspannungsverfahren und ein Gesprächskreis zur besseren Bewältigung der Schizophrenie. "Wir wollen verhindern, daß unsere Patienten zusätzlich zu dem Stigma Psychisch Krank auch noch das Stigma Übergewichtig bekommen", sagte Ehlert. Denn daraus könnten Ängste, Depressionen und sozialer Rückzug folgen.

Das Ernährungsprogramm werde gut angenommen, oft gebe es mehr Bewerber als freie Plätze. Damit die Patienten nach Beendigung solcher Programme nicht wieder zunehmen, sei es am besten, wenn solche Programme in den Alltag integriert werden könnten. Es gebe bereits vereinzelt Kooperationen mit örtlichen Sportvereinen.

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