Auch leise Flugzeuge stören den Schlaf

BERLIN (gvg). In einer großen Untersuchung zu den Folgen von nächtlichem Fluglärm haben Wissenschaftler deutliche Veränderungen des Nachtschlafs bei höheren Schallpegeln nachgewiesen. Ein Einfluß auf Streßhormone und Leistungsfähigkeit fand sich nicht.

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Bei der Untersuchung des Deutschen Instituts für Luft- und Raumfahrt (DLR) wurden 192 Personen insgesamt 2240 Nächte lang beobachtet, und zwar sowohl im Labor als auch zuhause im eigenen Schlafzimmer. Im Labor wurde der Schlaf der Freiwilligen mit Fluglärm vom Band gestört, der vier- bis 128mal pro Nacht mit Schallpegeln von 45 bis 80 Dezibel eingespielt wurde.

Im Labor nahm die polysomnographisch gemessene Dauer der Tiefschlafphasen im Mittel um 5,3 Minuten ab. Die Dauer der REM-Phasen stieg um 1,7 Minuten. "Wir haben dabei eine klare Dosisabhängigkeit gefunden", sagte DLR-Forscher Dr. Matthias Basner auf dem Weltkongreß für Schlafmedizin in Berlin: Je höher der Schallpegel, desto weniger Tiefschlaf.

Aus ihren Messungen haben die Forscher Schwellenwerte errechnet, ab denen im Mittel ein signifikanter Effekt auf den Schlaf zu erwarten ist. Wie Basner erläuterte, liegen diese Schwellen bei vier Ereignissen à 80 Dezibel, acht Ereignissen à 70 Dezibel, 16 Ereignissen à 60 Dezibel oder 64 Ereignissen à 45 Dezibel.

Der Schallpegel eines Vortrags in einem kleinen Saal betrage ungefähr 60 Dezibel, so Basner. Zuhause sah die Situation anders aus: Wer im Einzugsgebiet eines Flughafens wohnte und sich an die Geräusche gewöhnt hat, schlief wesentlich besser als jemand, der im Labor derselben Geräuschintensität ausgesetzt wurde.

Der Lärm hatte auch keinen Einfluß auf die Ausschüttung der Streßhormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol oder die Ergebnisse in morgendlichen Reaktionstests, wie Dr. Alexander Samel vom DLR berichtete.

Aufgrund der Resultate fordern die DLR-Wissenschaftler, die für Bauprojekte relevanten Lärmschutzzonen im Umfeld von Flughäfen nicht allein vom Schallpegel, sondern auch von der Veränderung physiologischer Schlafparameter abhängig zu machen.

Am Beispiel des Flughafens Leipzig wurde diese Strategie erprobt und eine Lärmschutzzone errechnet, die um 60 Quadratkilometer größer ist als jene, die allein am mittleren Schallpegel ausgerichtet wird.

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