Rauchstopp - Ärzte haben oft Gelegenheit einzuhaken

MÜNCHEN (wst). Rauchen ist derart gesundheitsschädlich und lebensverkürzend, dass kein Arzt bei seinen Patienten darüber hinweg sehen sollte. Für Ärzte aller Fachrichtungen bieten sich viele Gelegenheiten, rauchenden Patienten den Ausstieg näher zu bringen.

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Den meisten Patienten seien Gefahren des Rauchens für Herz, Gefäße und Lunge bewusst, sagte Dr. Matthias Urlbauer vom Klinikum Nürnberg-Nord bei einem Symposium von Pfizer in München. Doch werde die Manifestation von Erkrankungen in eine ferne Zukunft verdrängt.

Wichtig sei daher, bei aktuellen Beschwerden - sofern gerechtfertigt - eine Verbindung zu Rauchgewohnheiten herzustellen. Das gilt etwa für Raucher, die wegen einer akuten Bronchitis zum Arzt kommen. Ihnen kann die Vorahnung einer COPD vermittelt werden. Oder Orthopäden können Rückenschmerz-Patienten, die rauchen, darauf hinweisen, dass dies nachweislich den Stoffwechsel der Bandscheiben behindert und damit deren Verschleiß beschleunigen kann. Der Zahnarzt, der verfärbte Zähne bleichen soll oder eine Parodontopathie diagnostiziert, dürfe nicht versäumen aufzuklären, dass solche Probleme auch durch Rauchen vorangetrieben werden.

Aktuelle Beschwerden sind Anlass, Rauchen anzusprechen.

Patienten, die sich beim Urologen um ihre Potenz sorgen, beim Gynäkologen Hilfe wegen Unfruchtbarkeit suchen oder beim Hausarzt über nachlassende sportliche Fitness klagen. Bei all diesen Problemen kann der Verzicht auf den blauen Dunst ein erster Schritt sein, bekräftigte der Psychiater Dr. Hubertus Friederich vom Universitätsklinikum Tübingen. Und wer unter ersten Fältchen leidet, dem ist evidenzbasiert zu sagen: Die effektivste Anti-Aging-Strategie ist der konsequente Verzicht aufs Rauchen.

Je mehr Fachkollegen immer wieder - nicht tadelnd, sondern motivierend - die gleiche Botschaft vermitteln, desto eher sind Raucher zu einem Verzicht bereit, sagte der Allgemeinarzt und Sportmediziner Dr. Thomas Heinik aus Kirchheim. Er lasse keine Gelegenheit aus, bei rauchenden Patienten die Bereitschaft zur Abstinenz abzuklären. Dazu gehöre auch, die Vorteile des Nichtrauchens aufzuzeigen.

Für die Entwöhnung und Erfolgsstabilisierung ist es wichtig, mit Patienten ein individuelles Konzept zu erarbeiten. Die Erfolgsraten von verhaltenstherapeutischen Ansätzen können durch medikamentöse Ausstiegshilfen wie Vareniclin (Champix®) in etwa verdoppelt werden.

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