Jetzt belegt: Bekifft Auto fahren ist gefährlich

Offenbar gab es noch immer Zweifel: In einer Analyse von neun Studien kommen kanadische Forscher zu dem Schluss, dass es sich mit einem cannabisvernebelten Gehirn nicht ganz so sicher fahren lässt.

Veröffentlicht:
Erst kiffen, dann Auto fahren: Eine Studie belegt, dass Fahren unter Dope riskant ist.

Erst kiffen, dann Auto fahren: Eine Studie belegt, dass Fahren unter Dope riskant ist.

© dpa

HALIFAX (mut). Dass Cannabiskonsum vor oder gar beim Autofahren nicht immer gut gehen kann, hatten die Gesetzgeber in den meisten Ländern schon lange vermutet, denn fast überall ist es verboten, mit spürbaren oder nachweisbaren Mengen psychoaktiver Substanzen im Blut aufs Gaspedal zu drücken.

Nun ist diese Annahme auch wissenschaftlich belegt: Kanadische Epidemiologen liefern jetzt überzeugende Hinweise, dass auch bekifftes Autofahren das Unfallrisiko erhöht, und zwar im Schnitt um das Doppelte (BMJ 2012; 344: e536).

Für eine Analyse hatte das Team um Professor Mark Asbridge aus Halifax neun Studien mit knapp 50.000 Teilnehmern zu den Unfallgefahren nach Cannabiskonsum ausgewertet. In allen Studien ging es um Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten oder Toten.

In den meisten der Studien war der Cannabiswirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) im Blut von Fahrern untersucht worden, in einigen Studien verließen sich die Forscher auch auf Angaben aus Fragebögen, in denen Teilnehmer angeben durften, ob sie in den drei Stunden vor dem Unfall Joints geraucht hatten.

Verglichen wurden die Daten dann etwa mit solchen aus Verkehrskontrollen, in denen nach Drogen am Steuer gefahndet wurde.

Erhöhtes Unfallrisiko unter Cannabis

Die Ergebnisse: Sieben von neun Studien fanden ein erhöhtes Unfallrisiko unter Cannabis, in zwei Studien schienen Verkehrsteilnehmer mit THC im Blut ihren Wagen allerdings sicherer zu manövrieren als nüchterne Fahrer.

Insgesamt überwogen aber die Daten, nach denen die Fahrt unter Dope doch eher riskant ist. So ließ sich für den Trip mit Cannabis ein etwa doppelt so hohes Unfallrisiko berechnen wie für eine Fahrt ohne Drogen.

Die Ergebnisse der einzelnen Studien variierten jedoch stark - in einer Studie war das Unfallrisiko um den Faktor Sieben erhöht, in einer anderen nur um 36 Prozent. Wurde die Frage gestellt, wer schuld am Unfall war, dann reduzierten sich die Unterschiede: Cannabisfahrer waren dann etwa 65 Prozent häufiger Unfallverursacher als solche ohne Drogen.

Die Daten, schreiben die Autoren der Analyse, bestätigen nun auch in der Praxis die Ergebnisse von Experimenten an Fahrsimulatoren. Diese Versuche hatten zuvor schon nahegelegt, dass der Joint am Steuer die psychomotorischen Fähigkeiten in einer Weise beeinflusst, wie sie mit sicherem Autofahren nicht zu vereinbaren ist.

Mehr zum Thema

Kommentar zum Transparenz- und Cannabis-Gesetz

Nach der Reform ist vor dem Vollzugsdefizit

Keine verfassungsrechtlichen Bedenken

Cannabis-Gesetz unterschrieben – Freigabe am 1. April

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“