Herzinfarktrisiko

Gefährlicher Glimmstängel - besonders für Jüngere

Bei Rauchern unter 50 Jahren ist das Herzinfarktririsko 8,5-mal höher als bei gleichaltrigen Nichtrauchern. Das haben britische Forscher herausgefunden.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Besser Finger weg von der Zigarette: Auf alle Altersgruppen bezogen, haben Raucher laut Studie ein dreimal höheres STEMI-Risiko als Nichtraucher.

Besser Finger weg von der Zigarette: Auf alle Altersgruppen bezogen, haben Raucher laut Studie ein dreimal höheres STEMI-Risiko als Nichtraucher.

© Gina Sanders / fotolia.com

SHEFFIELD. Raucher haben ein höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Britische Forscher haben dieses sattsam bekannte Faktum um eine weitere Facette bereichert: Sie haben ausgerechnet, wie sich der Tabakkonsum in verschiedenen Lebensaltern auswirkt. An der Studie einer Arbeitsgruppe um Amalia Lloyd von der Universität Sheffield waren mehr als 1700 Patienten beteiligt, die nach einem ST-Hebungs-Infarkt (STEMI) einer Koronarintervention unterzogen wurden (Heart 2016, online 29. November).

48,5 Prozent von ihnenwaren Raucher, 27,2 Prozent Exraucher und 24,3 Prozent Niemalsraucher. Raucher waren damit unter den Infarktpatienten deutlich überrepräsentiert: In der relevanten Allgemeinpopulation lag die Raucherquote bei 22,4 Prozent.

Höhere STEMI-Inzidenz in allen Altersgruppen

Die Raucher mit STEMI waren zudem deutlich jünger als die Ex- und Nieraucher. Im Mittel waren die Tabakkonsumenten zum Zeitpunkt des Infarktes 57,4 Jahre alt, die Ex- und Nieraucher brachten es auf 68,5 Jahre. Dem jüngeren Alter entsprechend hatten die Raucher seltener eine Hypertonie oder einen Diabetes, allerdings war bei ihnen häufiger eine ischämische Herzerkrankung in der Familienanamnese zu finden.

Die STEMI-Inzidenz für Raucher unter 50 betrug 60 / 100.000 Personenjahre. Bei den 50- bis 65-jährigen Rauchern waren es 317 und bei den über 65-jährigen 331 / 100.000 Personenjahre. Die Vergleichsquoten für die Ex- und Nieraucher lagen bei 7 und 61 sowie 107 / 100.000 Personenjahre.

Auf alle Altersgruppen bezogen, wiesen Raucher ein dreimal höheres STEMI-Risiko auf als Nichtraucher. Die Forscher rechneten aus, dass die STEMI-Inzidenz für Raucher unter 50 Jahren sogar rund 8,5-mal höher war als für gleichaltrige Nichtraucher. Im Alter von 50 bis 65 erreichte der Steigerungsfaktor noch einen Wert von 5,2 und bei den Älteren von 3,1.

Nutzen unabhängig von der Dauer der Abstinenz

Die Inzidenzen für akuten STEMI von Exrauchern und von Niemalsrauchern unterschieden sich in dieser retrospektiven Auswertung prospektiv erhobener Daten nicht. Auch beim Alter, in dem der Infarkt auftrat, gab es keine statistisch signifikante Differenz zwischen diesen beiden Gruppen.

Die Risikoprofile glichen sich ebenfalls, ausgenommen die Diagnose einer ischämischen Herzkrankheit, die bei Exrauchern häufiger zu finden war. Dass sie dennoch nicht öfter einen STEMI erlitten als Nieraucher, könnte ein Hinweis auf eine wirksame sekundärpräventive Behandlung sein, so die Autoren.

"Es könnte aber auch spiegeln, dass der Verzicht aufs Rauchen einen Nutzen zeitigt, der unabhängig von der Dauer der Abstinenz ist", schreiben die Forscher. Daten dazu, wie lange die Exraucher dem Tabak schon entsagt hatten, waren in der Studie aber nicht erhoben worden.

Studienergebnisse:

Die STEMI-Inzidenz für Raucher unter 50 betrug 60 / 100.000 Personenjahre. Bei den 50- bis 65-jährigen Rauchern waren es 317 und bei den über 65-jährigen 331 / 100.000 Personenjahre.

Die Vergleichsquoten für die Ex- und Nieraucher lagen bei 7 und 61 sowie 107 / 100.000 Personenjahre.

Die STEMI-Inzidenz für Raucher unter 50 Jahren war rund 8,5-mal höher als für gleichaltrige Nichtraucher. Im Alter von 50 bis 65 erreichte der Steigerungsfaktor noch einen Wert von 5,2 und bei den Älteren von 3,1.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen