Drogenbeauftragte Mortler

Alkoholsucht – ein Thema am Arbeitsplatz

Jede sechste Kündigung erfolgt aufgrund von Alkoholmissbrauch. Grund genug für die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, dieses Thema auf ihrer Jahrestagung besonders hervorzuheben und aktives Hinsehen einzufordern.

Veröffentlicht:
Jeder zehnte Arbeitnehmer trinkt zu viel Alkohol, teilweise sogar während der Arbeit, so eine Angabe der Drogenbeauftragten der Bundesregierung.

Jeder zehnte Arbeitnehmer trinkt zu viel Alkohol, teilweise sogar während der Arbeit, so eine Angabe der Drogenbeauftragten der Bundesregierung.

© Udo Kroener / stock.adobe.com

BERLIN. Zum Auftakt der Jahrestagung der Drogenbeauftragten 2018 zu der rund 400 Teilnehmer in Berlin erwartet werden, ruft Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung dazu auf, Suchtkranken und ihren Angehörigen noch besser und schneller zu helfen. Dazu brauche es auch einen sensibleren Blick aller auf dieses Thema, betonte sie in einer Pressemitteilung.

„Es ist fatal, suchtkranke Menschen zu verurteilen und sie auszugrenzen – für die Betroffenen selbst aber auch für uns als Gesellschaft! Jeder und jede in diesem Land kann und muss helfen!“, so Mortler. Das gelte für Kollegen wie Arbeitgeber oder auch Kindergärtnerinnen, die Kinder suchtkranker Eltern betreuen.

Denn Drogen und Sucht seien keine Randerscheinungen, sondern sie hätten Auswirkungen auf nahezu jeden Bereich der Gesellschaften. „Wenn man bedenkt, dass jede sechste Kündigung aufgrund von Alkoholmissbrauch ausgesprochen wird, jeder zehnte Arbeitnehmer zu viel Alkohol, teilweise sogar während der Arbeit trinkt, dann wird deutlich, dass das Thema jeden etwas angeht“, wird Mortler zitiert. Keiner solle sich wegducken und sagen: „Sucht geht mich nichts an, ich bin ja nicht abhängig“.

Ziel der Jahrestagung sei es daher, das Thema in die Breite zu bringen, Stigmatisierungen abzubauen und deutlich zu machen: Hilfe beginnt vor Ort. Es gelte aber auch , dass der Bund weiterhin dazu verpflichtet sei, dabei seinen Anteil zu leisten.

Insgesamt sind nach Angaben der Drogenbeauftragten etwa 8,2 Millionen Menschen in Deutschland von verschiedenen Substanzen oder Glücksspiel abhängig.

An Alkohol führt im Fernsehen kaum ein Weg vorbei

Unterdessen hat eine Studie im Auftrag der Bundesdrogenbeauftragten und des Gesundheitsministeriums gezeigt, dass Alkohol aus dem deutschen Fernsehen kaum wegzudenken ist. So wird in vielen Sendungen über Alkohol gesprochen, er ist zu sehen oder wird getrunken.

„Da Jugendliche immer noch in einem hohen Maß Fernsehinhalte rezipieren, ist folglich davon auszugehen, dass die Darstellung von Drogen und Süchten im Fernsehen einen negativen Sozialisierungseffekt auf Jugendliche haben kann“, heißt es in der Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität Würzburg.

Die Wissenschaftler haben für die Studie „Die Darstellung von Drogen und Sucht im deutschen Fernsehen“ eine Woche lang das Programm der für deutsche Jugendliche acht wichtigsten Fernsehsender zwischen 13 und 22 Uhr ausgewertet.

Danach ist Alkohol in 35,9 Prozent der Sendungen ein Gesprächsthema. In 61,7 Prozent aller Sendungen ist er in irgendeiner Form sichtbar – im Vordergrund oder im Hintergrund, etwa in einer Bar, in Flaschen oder in Gläsern.

Insgesamt ist Alkohol dabei den Daten zufolge in den privaten Sendern stärker präsent als in den öffentlich-rechtlichen. Getrunken wird Alkohol in 39,4 Prozent der Sendungen.

„Die Studie zeigt in erschreckender Weise auf, welche Präsenz Alkohol und Alkoholkonsum gerade im privaten Fernsehen haben“, so Mortler. „Es gibt Sender, bei denen in vier von fünf Sendungen alkoholische Getränke zu sehen sind. Die Botschaft, die davon ausgeht, ist doch klar: Ohne Alkohol geht es nicht!“

Dieses Signal sei besorgniserregend. „Die Wissenschaft zeigt heute deutlich, dass derjenige, der im Fernsehen dauernd mit Alkohol konsumierenden Protagonisten konfrontiert wird, auch im realen Leben leichter zur Flasche greift.“ (run/dpa)

Wir haben den Beitrag verlängert am 07.11.2018 um 16:50 Uhr.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren