Gute Analgesie vor Eingriff schützt Kinder vor Trauma

LEIPZIG (grue). Mehr noch als Erwachsene brauchen Kinder vor einem schmerzhaften Eingriff eine effektive Schmerztherapie. Sonst verlieren sie das Vertrauen in Ärzte, sind vor Folgeeingriffen kaum zu beruhigen und brauchen umso mehr Schmerzmittel.

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Darauf hat Dr. Reinhard Sittl von der Universität Erlangen-Nürnberg beim Deutschen Schmerzkongreß in Leipzig hingewiesen. So könnten schmerzhafte Lumbal- oder Knochenmarkpunktionen ein Kind schon nach der ersten Prozedur derart traumatisieren, daß sie fortan Spritzen immer mit Schmerzen verbinden. "Eine solche Konditionierung muß unbedingt verhindert werden", so Sittl.

Der Pädiater rät daher vor schmerzhaften diagnostischen und therapeutischen Eingriffen zu einer standardisierten Akutschmerztherapie. Diese sei allerdings selbst in kinderonkologischen Abteilungen nur zu 30 Prozent etabliert.

Bei einer Punktion bewährt hat sich nach Angaben des Pädiaters zum Beispiel eine Prämedikation mit Midazolam 0,05 mg/kg intravenös drei bis fünf Minuten vor dem Eingriff oder mit Fentanyl 1 µg/kg, das drei Minuten vor dem Eingriff langsam intravenös gespritzt wird. Je nach Wirkung könne noch eine halbe Dosis zusätzlich gegeben werden, so Sittl. Alternativ eignen sich S-Ketamin oder Propofol für die Analgosedierung.

Allgemein haben sich Metamizol, Paracetamol, Diclofenac und Ibuprofen, in der Akutschmerztherapie bei Kindern bewährt. "Bei starken anhaltenden Schmerzen reichen diese Substanzen aber nicht", so Sittl. Oft sei es dann nötig, die Kinder mit Morphin oder Piritramid einzustellen. Werde eine solche Opioidtherapie gut überwacht, könne sie auch als patientenkontrollierte Analgesie über Pumpensysteme weitergeführt werden, sagte der Pädiater. Das gelte etwa für Kinder mit einer sehr schmerzhaften Mukositis nach Chemotherapie.

Als aktuelles Handbuch empfiehlt sich die "Schmerztherapie bei Kindern", Hrsg. Boris Zernikow, Springer Verlag Berlin Heidelberg 2003, Euro 34,95.

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