SCHMERZEN - ENTSTEHUNG, THERAPIE

"Schmerz ist der bellende Wachhund der Gesundheit!"

Was passiert eigentlich physiologisch, wenn aus akuten Schmerzen chronische werden? Warum wirkt zum Beispiel Acetylsalicylsäure bei manchen Schmerzformen, bei anderen aber nicht? Wann sind Opioide indiziert? Und warum ist ein Antipsychotikum wie Haloperidol in niedriger Dosierung bei chronischen Schmerzen eine Option?

Veröffentlicht:

Wir wissen immer mehr darüber, was bei einem Schmerzreiz passiert, und wie Schmerzen chronisch werden. Bekannt ist inzwischen, daß in Nervenzellen bei Schmerzreizen spezifische Peptide gebildet werden. Eine Chronifizierung von Schmerzen kann man sich so vorstellen: Ein Schmerzpeptid wird zunächst nur vorübergehend in der Zelle gespeichert. Kommen immer wieder gleichartige Schmerzreize, "sagt sich die Zelle: Oh, das ist wohl eine wichtige Information," erklärt der niedergelassene Neurologe und Schmerztherapeut Dr. Martin Gessler aus München.

Also speichert die Zelle das Peptid und damit die Schmerzinformation dauerhaft. Anhand dieses Beispiel kann man Patienten erläutern, wie wichtig es ist, Schmerzmittel rasch und ausreichend hoch dosiert einzunehmen, um genau eine solche dauerhafte Peptidspeicherung zu verhindern.

Schmerzrezeptoren werden unterschiedlich geblockt

Gessler erklärt auch, welche Arten von Rezeptoren an der Schmerzleitung von der ersten Nervenschaltstelle im Rückenmark bis zum Thalamus und zur Gehirnrinde beteiligt sind. Je nach Rezeptorart modulieren verschiedene Medikamente wie NSAR, Opioide oder Psychopharmaka Schmerzen.

Ganz wichtig: Bei chronischen Schmerzen ist eine standardisierte Anamnese nötig, so Gessler. "Diese ausführliche Erst-Anamnese dient der Dokumentation und ist hilfreich, wenn die KV nachfragt, oder bei eventuellem Regreß." Solche Fragebögen können Patienten auch vor dem ersten Gespräch ausfüllen. Außerdem sind Patienten-Tagebücher sinnvoll, weil die Wirksamkeit von Therapien und auch die Compliance geprüft werden kann.

Die Therapie bei chronischen Schmerzen kann schwierig sein, wie die meisten Kollegen aus Erfahrung wissen. Die Stufentherapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika und Coxiben (erste Stufe) und natürlich den Opioiden (zweite und dritte Stufe) ist eine gute Basis. Wie dosiert man am besten? Welche Kombinationen haben sich bewährt? Und was ist mit Opioiden? Gessler liefert die praktischen Informationen. (gwa)

Der Vortrag, für den es Fortbildungspunkte gibt, findet man unter www.qaef-akademie.de, "Online-Kurse" - "Schmerz" - "Schmerztherapie (chron.)"

Mehr zum Thema

Schmerzintensität, Häufigkeit und Dauer untersucht

Regelmäßiges Kaffeetrinken nicht mit Migräne assoziiert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen