Harnsteinzertrümmerung ohne Anästhesie und Schmerzmittel

FRANKFURT AM MAIN (ner). Mit neueren Lithotripsie-Geräten lassen sich Harnleiter- und Nierensteine ohne Analgosedierung und mit hoher Erfolgsrate zerstören. Das macht künftig die ambulante Behandlung möglich.

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Ältere Lithotripsie-Geräte haben den Nachteil, daß ab einer bestimmten Intensität der Stoßwellen stechende Schmerzen auftreten. Deshalb ist eine Analgosedierung der Patienten erforderlich. Außerdem sind meist mehrere Sitzungen im Abstand von einigen Tagen notwendig.

Der Kollege Roland Bölles vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier stellte bei der Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie in Frankfurt am Main eine Studie mit mehr als 100 Nieren- und Harnleiterstein-Patienten vor, die mit dem Piezolith 3000 behandelt worden waren.

Das Gerät ist erst seit einigen Jahren erhältlich. Bei diesem Gerät ist der Fokus der Stoßwellen variabel einstellbar, was die Verträglichkeit der Behandlung bessert.

Drei Monate nach der Behandlung waren 90 Prozent der Nierenstein-Patienten und 100 Prozent der Patienten mit Harnleitersteinen steinfrei, sagte Bölles. Sind die Steine größer als 15 mm, liege die Erfolgsquote zehn bis 15 Prozent darunter.

Eine Sedierung der Patienten war nicht notwendig. Einzige unerwünschte Wirkung der Behandlung war eine leichte Hämaturie bei 71 Prozent der Patienten, die innerhalb von 24 Stunden verschwand.

Bestätigt wurden diese Ergebnisse durch eine Studie von Dr. Christoph Lang und seinen Kollegen aus Neunkirchen, die 57 Patienten mit Nierensteinen und 22 Patienten mit hohen Harnleitersteinen ohne Anästhesie behandelt hatten. Nach Langs Angaben könne die Anzahl der notwenigen Sitzungen zur Zertrümmerung von Harnleitersteinen von früher 2,3 auf jetzt durchschnittlich 1,3 Sitzungen reduziert werden.

Durch die hohe Erfolgsrate und die fehlende Sedierung seien die Patienten nach der Behandlung nicht in ihrer Aktivität eingeschränkt, sagte Bölles. Das mache die ambulante Behandlung erst möglich. Bei Kindern ist jedoch nach wie vor eine Narkose erforderlich, in erster Linie, um unkontrollierte Bewegungen zu verhindern. Das würde die Fokussierung des Steins erschweren.



STICHWORT

Extrakorporale piezoelektrische Lithotripsie (EPL)

Bei der extrakorporalen piezoelektrischen Lithotripsie (EPL) wird eine elektrische Hochspannung an einen Piezokörper angelegt. Ein Piezokörper dehnt sich bei einer bestimmten Spannung aus, bei einer Spannungsumkehr schrumpft er. Durch diese Formänderungen beim Spannungswechsel entstehen die Stoßwellen. Sie werden auf den Harnstein fokussiert. Die Ortung von Harnsteinen erfolgt per Sonographie und Röntgen-C-Bogen. (ner)

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