Kindern mit unerklärlichem Gelenkschmerz hilft Bewegung

MÜNCHEN (wst). Leiden Kinder oder Jugendliche an chronischen Schmerzen, ohne dass ein morphologischer Befund die Beschwerden erklärt, kann es sich um ein generalisiertes oder lokalisiertes Schmerzverstärkungssyndrom handeln. Analgetika helfen dann meist wenig, und bei einer Bagatellisierung verstärken sich die Symptome oft.

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Gelenk- und Muskelschmerzen sind bei Kindern und Jugendlichen häufig, aber meist harmlos. Das hat Dr. Renate Häfner von der Rheuma-Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen beim 1. Europäischen Schmerzkongress der Interdisziplinären Gesellschaft für orthopädische und unfallchirurgische Schmerztherapie e.V. (IGOST) und der Internationalen muskuloskelettalen Schmerzgesellschaft (IMPS) in München berichtet.

Anhaltende Muskel- und Gelenkbeschwerden können jedoch ein Hinweis auf eine ernste Erkrankung wie eine beginnende juvenile Arthritis oder eine Leukämie sein und müssen gründlich abgeklärt werden. Gibt es keine objektiven Befunde, die die oft starke Schmerzsymptomatik erklären, sollte an die Möglichkeit eines Schmerzverstärkungssyndroms gedacht werden. Erklärt werden derartige Syndrome damit, dass selbst schwache sensorische Reize durch periphere und zentrale Hypersensibilisierungen subjektiv als starke bis stärkste Schmerzen wahrgenommen werden. Diese tiefgreifende Regulationsstörung oder Fehlkonditionierung der Nozizeption gilt es dann zu korrigieren.

Obwohl viel zu oft verordnet, helfen Analgetika hier erfahrungsgemäß wenig bis nichts. Deshalb würden sie bei den an ihre Klinik überwiesenen Patienten fast immer vollständig abgesetzt, betonte Häfner auf der von den Unternehmen GlaxoSmithKline und Roche unterstützten Veranstaltung. Der Schwerpunkt der Therapie liegt vielmehr in psycho-, sozio- und sporttherapeutischen sowie physikalischen Interventionen.

Durch Erlernen von Schmerzbewältigungs- und Schmerzablenkungsstrategien, Stärkung von Selbstbewusstsein, Stresstoleranz und körperlicher Leistungsfähigkeit, gelingt es in der Klinik in Garmisch-Partenkirchen vielfach schon innerhalb weniger Wochen, den Teufelskreis aus immer stärker werdenden Schmerzen, fortschreitendem sozialem Rückzug und zunehmender körperlicher Schonung zu durchbrechen. Oft normalisiert sich die übersteigerte Schmerzwahrnehmung oder wird zumindest auf ein erträgliches und nicht mehr das Alltagsleben beeinträchtigendes Niveau reduziert.

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