IQWiG-Abschlussbericht

Stoßwellen bei Fersenschmerz besser als Placebo

Das IQWiG hat 29 Studien zu Fersenschmerz bewertet, in denen ESWT mit Scheinbehandlung, mit verschiedenen aktiven Therapien oder mit einer anderen ESWT-Variante verglichen wurde.

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KÖLN. In seinem jetzt veröffentlichten Abschlussbericht attestiert das IQWiG der Extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) bei Fersenschmerz im Vergleich zu Scheininterventionen für den Endpunkt Schmerz einen Beleg und für den körperlichen Funktionsstatus einen Anhaltspunkt für einen Nutzen. Das Kölner Institut hatte hier 15 Studien bewertet. Unklar bleibe, wie viel Energie nötig ist, um die positive Wirkung zu erzielen und zugleich die Nachteile der Therapie zu minimieren.

Bei zwei von sechs aktiven Vergleichstherapien ergaben sich Anhaltspunkte für einen höheren Nutzen der ESWT, und zwar gegenüber Ultraschall und gegenüber Iontophorese plus Einnahme von Analgetika.

Bei zwei weiteren aktiven Vergleichstherapien, nämlich Op und Ultraschall plus Dehnübungen, fanden sich keine Anhaltspunkte für einen höheren oder geringeren Nutzen. Im Vergleich zu Dehnübungen allein und gegenüber Glukokortikoid-Injektionen schnitt die ESWT schlechter ab, wobei ein Publikationsbias nicht ausgeschlossen werden kann: In beiden Fällen gibt es unveröffentlichte Studien, berichtet das Institut in Köln.

Aus den sechs Studien, in denen verschiedene ESWT-Varianten getestet wurden, ließen sich keine Anhaltspunkte für höheren oder geringeren Nutzen einer bestimmten Therapieweise ableiten. Bei vier dieser Studien wurden Varianten mit hoher und niedriger Gesamtenergiedosis verglichen. Zwar zeigten sich in drei Studien statistisch signifikante Vorteile der jeweils höheren Gesamtenergiedosis, wie das IQWiG meldet. Aber die niedrigere Dosis war in diesen Fällen so klein, dass es sich womöglich um Scheinbehandlungen handelte. Daher könne aus diesen Untersuchungen keine Empfehlung für eine Behandlungsvariante abgeleitet werden.

Eine Reizung und Entzündung der plantaren Sehnenplatte am Fersenbein kann zu Gewebsveränderungen und so zu Fersenschmerzen führen. Diese Schmerzen können sowohl beim Anlaufen als auch nach längeren oder stärkeren Belastungen auftreten. Sie beeinträchtigten unter Umständen die Bewegungsfähigkeit und die Lebensqualität, erinnert das Kölner Institut. Verschwinden die Symptome nach einer Weile nicht von selbst, kommen verschiedene Behandlungen infrage, etwa Schuheinlagen, Dehnübungen, Medikamente oder Physiotherapie. Halten die Schmerzen länger an, kann eine extrakorporale Stoßwellentherapie, kurz ESWT, helfen oder eine Operation.

Bei der ESWT sollen die Stoßwellen die Zellen zur Bildung von Zytokinen anregen und den Zellumsatz erhöhen; das Bindegewebe soll dadurch schneller heilen. Für gewöhnlich werden über ein bis zwei Wochen etwa drei bis fünf Sitzungen durchgeführt. Ab einer gewissen Intensität kann die Behandlung mit Stoßwellen schmerzhaft sein, sodass die Stelle häufig vorher lokal betäubt wird.(mal)

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