Einnahme-Tipp

So wirken magensaftresistente Arzneien richtig

Damit magensaftresistente Arzneimittel optimal wirken, sollten Patienten zwischen den Mahlzeiten eine ausreichend lange Pause einhalten. Das heißt: nach Nüchterneinnahme am besten zwei Stunden warten.

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Hat das Medikament einen magensaftresistenten Überzug? Dann ist vor allem bei großen Arzneien darauf zu achten, dass zwischen Essen und Einnahme ausreichend Abstand besteht.

Hat das Medikament einen magensaftresistenten Überzug? Dann ist vor allem bei großen Arzneien darauf zu achten, dass zwischen Essen und Einnahme ausreichend Abstand besteht.

© Soeren Stache / ZB / dpa

BERLIN. Nimmt ein Patient mehrfach täglich ein magensaftresistentes Arzneimittel ein, zum Beispiel mit dem NSAR Diclofenac, und isst er zugleich über den Tag verteilt immer wieder Kleinigkeiten zwischendurch, dann verlässt dieses Arzneimittel den Magen erst nachts. „Jeder Snack zwischendurch verhindert die vollständige Entleerung des Magens – und damit, dass große magensaftresistente Arzneimittel den Magen verlassen können, der Wirkstoff sich danach im Dünndarm auflöst und ins Blut aufgenommen werden kann“, erinnert Professor Rolf Daniels von der Universität Tübingen und Mitglied der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK).

Die Folge: Das Analgetikum wirkt tagsüber nicht gegen die Schmerzen. Dies könne Patienten zudem dazu veranlassen, mehr der Tabletten einzunehmen als therapeutisch sinnvoll, verweist Daniels in einer Mitteilung der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V..

Magenknurren zeigt Putzwelle an

Magensaftresistente Arzneimittel sind durch einen speziellen Überzug bewusst so konzipiert, dass sie unempfindlich gegen Magensaft sind, um etwa ein Zersetzen säureempfindlicher Wirkstoffe oder Nebenwirkungen im Magen zu vermeiden. Wie Daniels weiter erläutert, können allerdings vor allem große magensaftresistente Präparate nur durch natürliche „Putzwellen“ – hörbar als Magenknurren – den Magenausgang überwinden. Und diese finden nur im Nüchternzustand statt, das heißt bis zu vier Stunden nach der letzten Aufnahme kalorienhaltiger Lebensmittel.

Daniels: „Es reicht also nicht, magensaftresistente Arzneimittel eine Stunde nach dem Essen oder morgens unmittelbar vor dem Frühstück einzunehmen.“ „Nüchtern“ bedeute pharmazeutisch eigentlich sogar mehrere Stunden nach der letzten Mahlzeit. Wie lange eine Mahlzeit im Magen bleibt, hängt dabei vom Fettgehalt ab.

Seine pragmatische Empfehlung: Nach der Nüchtern-Einnahme von magensaftresistenten Arzneimitteln sollten Patienten eine Pause von möglichst einer oder besser zwei Stunden einhalten. (run)

Rund 38 Mio. Packungen magensaftresistenter Fertigarzneimittel wurden nach einer Auswertung des Deutschen Arzneiprüfungsinstitut e.V. (DAPI) im Jahr 2018 zu Lasten der GKV abgegeben.

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