Wirkt die Migräne-Therapie? Das klären vier Fragen

FRANKFURT / MAIN (mar). Ob Migräne-Patienten mit den verordneten Medikamenten zufrieden sind, erfahren die behandelnden Ärzte oft nicht. Die Wirksamkeit der Therapie läßt sich rasch mit vier Fragen klären. Gefragt wird etwa, ob Patienten zwei Stunden nach der Einnahme schmerzfrei sind und ihren Aktivitäten nachgehen können.

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Migräne-Patienten wünschen sich bei einer Attacke, daß Medikamente schnell wirken, anhaltend schmerzfrei machen und auch die Begleitsymptome beseitigen. Etwa ein Viertel der Migräne-Patienten sind mit ihrer Akuttherapie nicht zufrieden. Das hat etwa die MELT-Studie ergeben (wir berichteten).

Häufige Begründungen für die Unzufriedenheit: Die Wirkung des Medikaments setzt zu spät ein oder ist zu schwach; das Medikament wirkt nicht immer; oder es kommt binnen 24 Stunden zu Wiederkehr-Kopfschmerzen.

Mit vier Fragen läßt sich die Effizienz der Therapie schnell beurteilen. Darauf hat Privatdozent Stefan Evers von der Universität Münster beim Deutschen Schmerztag in Frankfurt am Main hingewiesen. Die vier Fragen: Sind Sie mit der Medikation nach zwei Stunden schmerzfrei? Ist die Wirksamkeit bei den meisten Attacken gleich gut? Können Sie zwei Stunden nach der Einnahme die normalen Alltagstätigkeiten wiederaufnehmen? Ist die Therapie wirksam genug, um den Tagesablauf sicher zu planen? Wird eine Frage mit Nein beantwortet, sollte die Therapie angepaßt werden, so Evers Rat bei einem Symposium von MSD.

Eine rasch einsetzende und anhaltende Schmerzfreiheit ist zum Beispiel für Rizatriptan (Maxalt®) nachgewiesen, sagte Dr. Astrid Gendolla von der Kopfschmerzambulanz der Universität Essen. So waren in einer Studie bereits eine Stunde nach Einnahme fast die Hälfte der Patienten mit einer Migräneattacke schmerzfrei, nach zwei Stunden waren es 70 Prozent (mit Placebo acht und 22 Prozent).

Die Neurologin gab zudem Tips, wie die Migränetherapie individuell optimiert werden kann: Triptane sollten bei einer Attacke möglichst bei den ersten Symptomen genommen werden - nicht jedoch während einer Aura-Phase.

Spricht ein Patient auf das gewählte Triptan nicht an, sollte geprüft werden, ob die Dosierung ausreicht und ob die gewählte Darreichungsform die individuell geeignete ist. So kommt etwa bei Erbrechen eine nasale oder subkutane Applikation in Frage. Oft berichten Patienten aber nicht von sich aus, daß sie bei Migräne erbrechen müssen, so Gendollas Erfahrung.

Bei Patienten, bei denen ein Triptanpräparat bei drei aufeinanderfolgenden Attacken nicht ausreichend wirkt, ist ein Triptanwechsel sinnvoll. Bei häufigen oder schweren Attacken ist eine medikamentöse Prophylaxe indiziert, erinnerte Gendolla.

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