Meningitis-Verdacht?

Kopfschüttel-Test nicht aussagekräftig

Die Verstärkung der Kopfschmerzen bei raschen horizontalen Drehbewegungen des Kopfes wurde in einer früheren Studie als äußerst sensitives Zeichen für eine Meningitis eingestuft. Offenbar zu Unrecht, wie neuere Daten zeigen.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Kopfschmerzen, vor allem in Verbindung mit Fieber, Nackensteifigkeit und Bewusstseinsminderung, können ein Hinweis auf Meningitis sein, müssen es aber nicht.

Kopfschmerzen, vor allem in Verbindung mit Fieber, Nackensteifigkeit und Bewusstseinsminderung, können ein Hinweis auf Meningitis sein, müssen es aber nicht.

© Getty Images / iStockphoto

TOKIO. Fieber, Nackensteifigkeit und Bewusstseinsminderung: Das ist die klassische Symptomtrias, die Kopfschmerzen als akute Meningitis qualifiziert.

Alle drei Zeichen finden sich allerdings bei weniger als Zweidrittel der Patienten.

Weist ein Patient keines dieser Symptome auf, ist eine akute Meningitis jedoch sehr unwahrscheinlich. Zusätzliche Hinweise auf eine Hirnhautentzündung geben Kernig-, Brudzinski- und Lasègue-Zeichen.

"jolt accentuation maneuver" wie beim Verneinen

Als weiterer hochsensitiver Test wurde im Jahr 1991 von japanischen Notfallmedizinern das "jolt accentuation maneuver" beschrieben (Uchihara T et al., Headache).

Wenn die Patienten den Kopf wie zum Ausdruck des Verneinens hin- und herbewegen, und zwar zwei- bis dreimal pro Sekunde, dann verstärken sich ihre Kopfschmerzen.

Die Sensitivität dieses Tests wurde mit 97% beziffert, die Spezifität mit 60%. Studien jüngeren Datums kommen jedoch zu abweichenden Ergebnissen.

Nun bestätigt auch eine Untersuchung aus derselben Tokioter Klinik, dass es mit der Aussagekraft dieses Zeichens wohl doch nicht so weit her ist (Am J Emerg Med 2013, online 25. September).

Für die aktuelle Studie wurden retrospektiv die Daten von 531 Patienten mit Meningitis-Verdacht ausgewertet.

Die 139 Patienten, bei denen sich der Verdacht per Liquordiagnostik bestätigt hatte, litten signifikant häufiger an Kopfschmerzen, Fieber, Nackensteife und Übelkeit/Erbrechen.

Bei 193 Patienten - 61 mit und 132 ohne Hirnhautentzündung - war außerdem die "jolt accentuation" geprüft worden.

Einen positiven Befund hatten diesmal aber nur 63,9% der Meningitispatienten. Von den Patienten ohne Meningitis waren es 56,8%; die Spezifität des Tests lag mit 43,2% also ebenfalls niedriger als in der Initialstudie.

Mit Kopfschütteln ist keine Ausschlussdiagnose möglich

Auch wenn man sich bei der Untersuchung auf Patienten beschränkte, die keine Bewusstseinsstörung hatten und daher zur Bewertung ihrer Schmerzen in der Lage waren, änderte dies nichts an der geringen Sensitivität und Spezifität (67,3% und 36,5%).

Die Schlussfolgerung der Studienautoren um Hidetaka Tamune ist daher eindeutig: "Wenn es beim Kopfschütteln nicht zu einer Verstärkung der Kopfschmerzen kommt, kann dies eine akute Meningitis bei Erwachsenen nicht ausschließen."

Mehr zum Thema

Schmerzintensität, Häufigkeit und Dauer untersucht

Regelmäßiges Kaffeetrinken nicht mit Migräne assoziiert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“