Aufruf zum Engagement für gesunden Rücken

NEU-ISENBURG (run). Klagen von Patienten über Schmerzen im Kreuz gehören zum täglichen Brot eines Hausarztes. Umfragen zufolge hat jeder zweite Erwachsene in Deutschland gelegentlich Rückenschmerzen. Zwölf Prozent der Bürger plagt ihr Kreuz sogar täglich. Bei den allermeisten Patienten liegt dabei allerdings keine gravierende Erkrankung, sondern eine Funktionsstörung vor.

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"Bewegung und eine schnelle Analgesie sind dann das A & O, um einer Chronifizierung vorzubeugen", so Dr. Dirk Risack, Leiter der Schmerzambulanz am Klinikum Nürnberg.

Unter dem Motto "Beraten, behandeln und bewegen - Schmerzen im Visier" ruft heute auch das Forum Schmerz im Deutschen Grünen Kreuz die Bevölkerung auf, sich aktiv für einen gesunden Rücken zu engagieren. An diesem Tag der Rückengesundheit, den das Forum Schmerz zum dritten Mal organisiert, werden Betroffenen wie Interessierten bundesweit Vorträge, Infostände und Rückengymnastik angeboten.

Telefonaktion für Rückenpatienten

Für Patienten mit Rücken- problemen gibt es heute, am Tag der Rückengesundheit, auch eine bundesweite Telefonaktion. Dabei stehen Dr. Dirk Risack aus Nürnberg und zwei weitere Spezialisten zwischen 15 Uhr und 17 Uhr als Ansprechpartner für Fragen zum Thema gesunder Rücken und Rückenschmerzen zur Verfügung.

Die Spezialisten sind erreichbar unter der kostenlosen Rufnummer 0800 / 0 11 21 15.

Kollegen rät Risack, bei Patienten mit Rückenschmerzen vor allem Wert auf eine besonders gründliche Anamnese und funktionelle Diagnostik mit Abtasten, Beckenstandskontrolle und Lasèque-Test zu legen. Immer sollte auch nach dem Arbeitsplatz gefragt werden, da Rückenschmerzen häufig bei mit ihrer Arbeit unzufriedenenen Patienten aufträten. Im Labor genüge es, typische Entzündungsmarker zu bestimmen. "Dies ist viel wichtiger als eine bildgebende Diagnostik", betont Risack.

Zur Behandlung in der Akutphase, also in den ersten vier bis sechs Wochen, werden bei unspezifischen Rückenschmerzen nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen und das neuere Dex-ibuprofen (Deltaran®) empfohlen. I.m.-Injektionen von Diclofenac gelten mittlerweile als obsolet. Bei hohem Risiko für Magen-Darm-Ulzera sind zusätzlich Protonenpumpenhemmer oder Misoprostol sinnvoll oder COX-2-Hemmer wie Celecoxib (Celebrex®), Rofecoxib (Vioxx®) und Valdecoxib (Bextra®).

Opioide kommen nach dem WHO-Stufenschema infrage, wenn NSAR nicht vertragen werden oder nicht ausreichen. Der Vorteil der Opioide liegt in der starken Analgesie und guten Organverträglichkeit bei Langzeittherapie. Seit kurzem gibt es auch eine Fixkombination aus Paracetamol/Tramadol (Zaldiar®).

Patienten mit leichten bis mäßigen Rückenschmerzen helfen oft auch Phytotherapeutika mit Weidenrinden- (etwa Assalix®) oder Teufelskrallenextrakt (etwa Rivoltan® und Dolotoffin®. Ihr Vorteil ist die auch langfristig gute Verträglichkeit. In Kombination mit NSAR läßt sich zudem oft deren Dosis reduzieren.

Bei Muskelverspannungen bevorzugt Risack zudem moderne Substanzen wie den analgesierend und muskelrelaxierend wirkenden Kaliumkanalöffner Flupirtin (Katadolon® oder Trancopal Dolo®) oder den nichtsedierenden Natriumkanalöffner Tolperison (Mydocalm®). Wer Tetrazepam verordne, sollte die Anwendung wegen Toleranzentwicklung auf maximal zwei Wochen beschränken.

Oberstes Gebot für Patienten ist außerdem: so wenig wie möglich Bettruhe. Sie sollten stattdessen Dehnungsübungen machen und sich aktiv bewegen, rät Risack. Auch Rotlicht und andere Wärmequellen seien oft hilfreich. Bei hartnäckigen Beschwerden und radikulären Schmerzen sei Krankengymnastik nötig. Zudem sollten Patienten, bei denen ein möglicher psychosomatischer Auslöser vorliege, wie Konflikte am Arbeitsplatz oder in der Familie, Entspannungstechniken angeboten werden.

Lesen Sie dazu auch: red flags - Signale für gravierende Schmerzursache

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