Osteoporosefraktur

Frühe Vertebroplastie lindert Schmerz

Schmerzen durch frische Osteoporose-assoziierte Wirbelkörperfrakturen lassen sich mit einer Vertebroplastie besser lindern als mit einer Scheinbehandlung.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Bei der Vertebroplastie werden Wirbelkörper mit Zement ausgefüllt.

Bei der Vertebroplastie werden Wirbelkörper mit Zement ausgefüllt.

© Mathias Ernert, Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg

SYDNEY. Randomisierten kontrollierten Studien zufolge ist bei Fragilitätsfrakturen von Wirbelkörpern, die bis zu zwölf Monate alt sind und immer noch Schmerzen verursachen, von einer Vertebroplastie kein Nutzen zu erwarten. Anders sieht es offenbar aus, wenn man das Verfahren bei akuten Frakturen anwendet.

In dieser Phase ist die Vertebroplastie einer Placebointervention überlegen, wie australische Ärzte um William Clark, St George Private Hospital, Kogarah/Sydney, in einer Studie belegen konnten (The Lancet 2016; 388 (10052): 1408–1416).

Schmerzreduktion als primärer Studienendpunkt

Die 120 Studienteilnehmer hatten ein oder zwei Osteoporose-assoziierte Wirbelkörperfrakturen, die weniger als sechs Wochen alt waren, und bewerteten ihre Schmerzen mit mindestens 7 von 10 Punkten auf einer numerischen Rating-Skala. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip einer Vertebroplastie (n = 61) oder einer Scheinintervention (n = 59) zugeteilt.

Den Verumpatienten wurden im Mittel 7,5 ml Polymethylmethacrylat (PMMA) in jeden eingebrochenen Wirbelkörper injiziert, bei einem Drittel der Patienten kam es dabei zur Extravasation des Zements.

Den primären Studienendpunkt, eine Schmerzreduktion auf NRS-Werte < 4 an Tag 14 nach dem Eingriff, erreichten 24 Patienten (44 Prozent) in der Verum - und 12 (21 Prozent) in der Kontrollgruppe (p = 0,011). Auch zu allen späteren Zeitpunkten bis zum Studienende nach sechs Monaten war der Anteil von Vertebroplastiepatienten mit NRS-Werten < 4 durchweg größer als in der Vergleichsgruppe.

Kürzerer Klinikaufenthalt mit Vertebroplastie

Ein Nutzen der PMMA-Injektion zeigte sich auch im Roland-Morris Disability Questionnaire nach ein, drei und sechs Monaten sowie im Analgetikagebrauch nach drei und sechs Monaten. Bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität ergaben sich geringe Unterschiede ohne konsistenten Vorteil für die Vertebroplastie. Der Krankenhausaufenthalt war signifikant kürzer als nach dem Placeboeingriff (8,5 vs. 14 Tage).

Eine geplante Subgruppenanalyse zum primären Endpunkt ergab, dass nur Patienten mit thorakolumbalen Frakturen von der Vertebroplastie profitierten (NRS < 4: 61 vs. 13 Prozent). Ob der Wirbelkörpereinbruch jünger oder älter als drei Wochen war, hatte dagegen keinen Einfluss auf das Therapieergebnis.

Zusätzliche Maßnahme im Schmerzmanagement

In beiden Gruppen starben drei Patienten, ohne dass ein Zusammenhang mit dem Eingriff bestand. Bei der Vertebroplastie kam es zu zwei schweren Zwischenfällen, einem Atemstillstand nach Sedation und einer Humerusfraktur bei der Umlagerung auf den OP-Tisch. In der Kontrollgruppe erlitten zwei Patienten eine Rückenmarkskompression.

Entscheidend für die Wirksamkeit der Vertebroplastie ist den Studienautoren zufolge, den Wirbelkörper mit ausreichend PMMA auszufüllen, um eine weiteren Einbruch zu verhindern. Das injizierte PMMA-Volumen sei in der Studie deutlich größer gewesen als in früheren randomisierten kontrollierten Studien.

Der Vorteil beim primären Endpunkt ist Clark und Kollegen zufolge zwar geringer ausgefallen als angestrebt. Mit einem absoluten Unterschied von 23 statt 30 Prozent war er aber immer statistisch signifikant. "Damit gibt es für Osteoporosepatienten mit akuten schmerzhaften Wirbelkörperfrakturen eine zusätzliche Maßnahme im Schmerzmanagement, von der man weiß, dass sie wirksam ist."

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