Krebsschmerz - oft geht's nur mit Kombi

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BERLIN (gvg). Bei Patienten mit Tumorschmerz ist ein Opiat oft unverzichtbar. Nicht selten werden aber eine optimale Schmerzkontrolle und Patientenzufriedenheit erst erreicht, wenn Co-Analgetika dazu kombiniert werden.

"Durch die Anwendung der richtigen Co-Analgetika wird oft auch die Opiatdosis deutlich reduziert", sagte Dr. Maja Falckenberg von der Schmerzambulanz Alten Eichen in Hamburg. Auf dem 32. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Berlin berichtete sie beispielhaft von einer Patientin, die mit exulzerierendem Mamma-Karzinom in ihre Ambulanz überwiesen wurde.

Die Patientin hatte bei der Therapie mit Fentanyl-Pflastern in einer Dosierung von 200 µg pro Stunde noch immer starke Schmerzen. "Durch den zusätzlichen Einsatz von dreimal 600 mg Ibuprofen zusammen mit Omeprazol sowie 25 mg Amitryptilin pro Tag gelang die Schmerzkontrolle", so Falckenberg. Die Fentanyl-Dosis wurde anschließend sogar auf 75 µg pro Stunde verringert.

Professor Raymond Voltz von der Klinik für Palliativmedizin der Universität zu Köln betonte, dass die Auswahl des Co-Analgetikums möglichst gezielt erfolgen sollte. Sei aufgrund der Symptomatik (einschießend, brennend, Kribbeln) eine neuropathische Schmerzkomponente wahrscheinlich, so gelten andere Kriterien als beispielsweise bei Muskelschmerzen.

Bei wahrscheinlich neuropathischen Schmerzen empfahl er, zunächst entweder ein trizyklisches Antidepressivum oder aber Pregabalin/Gabapentin einzusetzen. Bleibt der Erfolg aus, wird auf die entsprechend andere Substanzklasse gewechselt, bevor dann die Opiate Tramadol oder Oxycodon zum Einsatz kommen. Bei den Antiepileptika könne Pregabalin bei gleicher Wirksamkeit wie Gabapentin rascher aufdosiert werden, so Voltz. Außerdem gebe es weniger Interaktionen mit anderen Medikamenten.

Andere Überlegungen gelten bei Muskelschmerzen, wo die Auswahl des Co-Analgetikums stark vom Schmerztyp abhängt. Für viszerale Schmerzen empfahl Voltz Metamizol oder Butylscopolamin. Bei spastischen Schmerzen können Baclofen, Tizanidin oder auch Botulinumtoxin gute Dienste leisten. Bei Myoklonien hilft eine Reduzierung der Opiatdosis, aber auch Benzodiazepine oder Antiepileptika.

Ein wichtiges Co-Analgetikum schließlich sei Dexamethason, das bei Nervenkompressionsschmerz oft gute Dienste leiste.

So berichtete Voltz von einem Patienten mit metastasierendem Prostata-Karzinom und Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule, dem Fentanyl-Pflaster alleine nicht halfen. Mit zunächst 8, später 4 mg Dexamethason pro Tag, ergänzt durch Ibuprofen und Metanizol, wurde bei ihm ein therapeutischer Erfolg erreicht.

STICHWORT

Schmerzmessung

Voraussetzung für eine erfolgreiche Schmerztherapie bei einem Patienten ist die genaue Schmerz- analyse, bei der Lokalisation, Art und Intensität der Schmerzen erfasst werden.

Zur Beurteilung der Schmerzstärke haben sich verschiedene Analogskalen bewährt: etwa die numerische (NAS) und visuelle Skala (VAS) sowie deskriptive Skalen und Smilies.

Bei Patienten mit Demenz, die sich nicht mehr verbal äußern können, lassen sich Schmerzen oft schwer feststellen. Die BESD-Skala (Beurteilung von Schmerzen bei Demenz) hilft hier weiter. Bei dieser Skala werden anhand einer Checkliste Symptome, die auf Schmerzen hindeuten, beurteilt - etwa Atmung, Lautäußerungen (Stöhnen), Gesichtsausdruck und Körpersprache.(mar)

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