Kennen Sie die Terminpläne der Kranken?

WIEN (kat/mal). Was Patienten mit Arthrose und Arthritis selbst tun können, um den Verlauf ihrer Erkrankung günstig zu beeinflussen - das ist jetzt auch beim Europäischen Rheumatologen-Kongreß EULAR in Wien wieder ein Thema. Gerade Hausärzte sollten dabei für Fragen der Patienten, was dieses Selbstmanagement betrifft, gut gerüstet sein. Denn sie sind hier oft der erste Ansprechpartner.

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Patienten mit Gelenkerkrankungen könnten selbst viel für ihre Zukunft tun, hat der Wiesbadener Rheumatologe Dr. Wolfgang Bolten der "Ärzte Zeitung" aus Anlaß des Wiener Kongresses bestätigt.

Selfmanagement und die Beratung dazu schließen deshalb auch viele verschiedene Themen ein. Fragen, die es dabei zu erörtern gibt, sind etwa: Welche körperliche Aktivität, welcher Sport kommt trotz der Gelenkschmerzen in Frage? Was bringt gesunde Ernährung und gegebenenfalls die Reduktion von Übergewicht? Was tut den Gelenken eher gut, was eher weniger gut? Oder auch: Welche alternativen Therapiemethoden gibt es, und was hilft bei begleitenden Depressionen?

Patienten müssen lernen, sich gelenkschonend zu bewegen

Beim Thema Bewegung und Sport erinnert Bolten etwa daran, daß gelenkschonende, regelmäßige Bewegung und Verhaltensänderungen - dazu gehören auch eine gelenkschonende Art des Tragens und die gerade Führung des Gelenks in der Bewegung - nicht nur die Gelenkfunktion bessern können, sondern auch zu einer besseren Lebensqualität beitragen.

Die Bewegungsphasen sollten dabei fest in den Tagesablauf integriert werden, so Bolten, etwa in kleinen 10-Minuten-Blöcken oder als 30minütige Spaziergänge. Ein Tip des Rheumatologen: "Wie diese Bewegungsphasen auch im engen Terminkalender Berufstätiger unterzubringen sind, können Arzt und Patient klären, indem sie einen typischen Tagesablauf durchsprechen!"

Gerade für Arthrose-Kranke sind dabei, wie berichtet, standardisierte Bewegungsprogramme kaum möglich. Denn zum Beispiel kann ein Patient auf die gleiche Belastung, die zunächst einen positiven Effekt auf die Gelenke hatte, zu einem anderen Zeitpunkt mit Schmerzen, Entzündung und Zeichen der Überanspruchung reagieren.

Günstige Sportarten bei Arthrose sind bekanntlich die klassischen Ausdauersportarten Schwimmen und Radfahren. Aber auch Krafttraining, bevorzugt an isokinetischen Geräten mit festgelegten Kraft- und Geschwindigkeitsparametern, kommt in Frage.

"Nordic Walking hat sich bei degenerativen Beschwerden bewährt", ist auch die Erfahrung von Bolten, "da es durch den Einsatz des Stockes zu einer Entlastung der unteren Extremitäten kommt."

Abzuraten ist Patienten mit Arthrose etwa von Sportarten, bei denen gesprungen wird oder abrupte Richtungsänderungen wie beim Sqash-Spielen vorkommen. Sportmediziner raten bei Arthrose zu einem regelmäßigen Training zwei- bis dreimal pro Woche.

Auch bei rheumatoider Arthritis kann durch eine Kombination von Kraft- und Ausdauertraining - etwa Aquajogging, Wandern oder Radfahren - die Beweglichkeit erhalten werden, ohne daß die großen Gelenke geschädigt werden oder die Krankheitsaktivität erhöht wird.

Je mehr Kilos auf der Waage, desto stärker tut die Hüfte weh

Auch wenn es ein für Patienten wie für die betreuenden Ärzte manchmal lästiges Thema ist: Patienten, die zuviel überflüssige Pfunde mit sich herumschleppen, sollten immer auch motiviert werden, nicht nur durch mehr Bewegung, sondern auch durch Diät, auch mit unterstützender gewichtsreduzierender Medikation, abzuspecken.

Denn epidemiologische Studien haben ja zum Beispiel ergeben, daß Übergewicht eine Arthrose des Kniegelenks begünstigt und umgekehrt eine Gewichtsreduktion die Progredienz der Erkrankung verzögern kann. Weniger klar ist dieser Zusammenhang bei der Arthrose des Hüftgelenks.

Nach einer neuen Studie niederländischer Forscher, die auch beim EULAR vorgestellt wird, gilt aber auch für diese Kranken, daß sie unter der radiologisch nachgewiesenen Arthrose mehr leiden, wenn sie zusätzliche Pfunde mit sich herumtragen.

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