3D-Navigation mit und ohne Röntgen verbessert den Sitz von Endoprothesen

RASTATT (ner). Ausgefeilte Navigationssysteme verbreiten sich nicht nur in Automobilen der oberen Preiskategorien. Auch in Operationssälen möchten immer weniger Chirurgen auf eine Navigation verzichten.

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Das gilt in erster Linie für Endoprothesen-Implantationen. Navigationssysteme auf Computertomographie (CT)- und Infrarot-Basis sollen vermeiden helfen, daß Hüft- oder Knieendoprothesen in einer falschen Position eingebaut werden. Orthopäden erhoffen sich davon eine verbesserte Funktion der Implantate sowie eine längere Haltbarkeit als bisher.

Besondere Bedeutung erlangen wird die navigierte Prothesen-Implantation wohl mit der Einführung minimal-invasiver Operationstechniken, hieß es bei einem Workshop des Medizintechnik-Unternehmens Zimmer in Rastatt. Die eingeschränkte Sicht auf das Op-Feld kann durch die dreidimensionalen Bild- und Dateninformationen des Navigationscomputers mehr als kompensiert werden.

Die Erfahrungen von Dr. Jürgen Babisch von der Orthopädischen Universitätsklinik Jena in Eisenberg, an der das Navitrack™-System mit entwickelt worden ist, sind insgesamt positiv. Bei mehr als 160 konventionellen Hüftprothesen-Implantationen mit Navigation betrug die Abweichung der Pfannen-Komponente von der idealen Position durchschnittlich weniger als fünf Grad.

Bei 19 ohne Navigation implantierten Prothesen, die nachträglich mit dem Navigationssystem ausgemessen worden waren, lagen dagegen zehn außerhalb der Idealposition. Zudem könne die exakte Korrektur einer Beinlängendifferenz schon präoperativ geplant werden.

Individuelle Gelenkstellung ist mit dem System gut erkennbar

Auch habe man neue Erkenntnisse zur Beckenanatomie gewinnen können. Erst mit dem Navigationssystem sei die individuell sehr unterschiedliche Beckenverkippung des auf dem Op-Tisch liegenden Patienten erkannt worden. Dies müsse zu einer Neudefinition der idealen Position der künstlichen Hüftpfanne im Becken führen, so Babisch.

Vorteil der CT-basierten Navigation ist die dreidimensionale Darstellung des Knochenskeletts inklusive Knochendefekten bereits vor der Operation. "Sie wissen genau, was auf Sie zukommt", sagte Babisch. Die Vorhersagefähigkeit der 3-D-Planung betrage 95 Prozent. Allerdings ist diese Methode mit hohem Aufwand und großer Strahlenbelastung verbunden, so daß sie vorzugsweise bei Problem-Patienten, etwa mit angeborener Hüftdysplasie, angewandt wird.

Für die Routine eignen sich CT-freie Navigationssysteme wie Navitrack™ CT-less. Eine im Op-Saal aufgestellte Infrarot-Kamera registriert anhand von am Patienten angebrachten Infrarot-Antennen die Position von Knochen und Op-Instrumenten und gewährt dreidimensionalen Einblick in alle Achsen und Winkel. Jeder Schritt der nach wie vor von Hand ausgeführten Operation (im Unterschied zur Roboter-Op) ist auf diese Weise in Echtzeit vom Operateur plan- und kontrollierbar.

Der generelle Einsatz dieser Technik wird heute noch durch die entstehenden Mehrkosten verhindert. Bei Einführung der minimal-invasiven Hüftendoprothetik wird allerdings mit Kosteneinsparungen gerechnet, weil sich etwa die Rehabilitationszeiten deutlich verkürzen. Dann dürften die Systeme auch für die Kostenträger interessant werden.

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