Silberhaltiger Zement verhindert Knochen-Infektionen

GIESSEN (ner). Mit Nano-Silber-Partikeln beladener Knochenzement könnte künftig eine neue Ära in der Infektionsprophylaxe im Zusammenhang mit der Hüft- und Knie-Endoprothetik einläuten. Antibiotika-haltige Zemente begünstigen dagegen das Wachstum multiresistenter Keime.

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Die Infektionsraten bei primären Hüft- und Knieprothesen-Implantationen liegen zwischen ein und drei Prozent. Bei Revisionseingriffen sind es etwas mehr. Antibiotika-haltige Knochenzemente stoßen wegen der zunehmenden Antibiotikaresistenzen zunehmend auf Vorbehalte.

Zudem sind sie möglicherweise nur unzureichend wirksam, wie Dr. Volker Alt von der Universitätsklinik für Unfallchirurgie in Gießen und seine Kollegen festgestellt haben. Alt und seine Mitarbeiter haben bei In-vitro-Tests die antimikrobielle Wirkung von Knochenzement verglichen, der mit Gentamycin oder mit Nano-Silber versetzt war.

Bei Nano-Silber handelt es sich um Silberpartikel in einer Größe zwischen 5 bis 50 Nanometern (nm). Normales Silber besteht dagegen aus Partikeln, die zwischen 500 bis 1000 nm groß sind.

Die aufwendigen Proliferationstests ergaben keine Wirksamkeit von Antibiotika-freiem und Gentamycin-beladenem Zement gegen zwei Methicillin-resistente Staphylokokken-Stämme. Die mit einprozentigem Nano-Silber beladenen Proben dagegen konnten das Wachstum der Testkeime vollständig hemmen (Der Orthopäde 33, 2004, 885).

Antimikrobielle Effekte von Silber sind schon lange bekannt, etwa aus der Wundbehandlung oder als Credé-Prophylaxe bei Ophthalmia neonatorum, der Gonokokken-Konjunktivitis. Ein Problem ist allerdings die erhebliche Zytotoxizität. So sind neurotoxische Komplikationen bei Patienten beschrieben, die Silber-haltigen Knochenzement erhalten hatten. Alt und seine Kollegen konnten in drei verschiedenen In-vitro-Versuchen jedoch keine zytotoxischen Effekte von Nano-Silber feststellen.

Sie führen dies auf die sehr kleine Partikelgröße zurück, die zu einer erheblichen Oberflächenvergrößerung führe und es erlaube, die Gesamt-Silbermenge gering zu halten. Außerdem sei die früher festgestellte starke Silberfreisetzung in den Körper wahrscheinlich auf die Verwendung von Silbersalzen zurückzuführen.

Jetzt müsse noch die Festigkeit von Nano-Silber-Zement geprüft werden sowie die Zytotoxizität in vivo, so die Gießener Orthopäden. Sollten die Versuche positiv verlaufen, könne von einer neuen Ära in der Infektionsprophylaxe in der Endoprothetik gesprochen werden.

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