Entzündung durch Verschleißpartikel aus Prothesen
BONN (eb). Beim Verschleiß von künstlichen Gelenken entstehen metallische Abrieb- und Korrosionsprodukte, die dazu führen können, daß sich Prothesen lockern. Für seine 2003 veröffentlichte Studie zu diesem Thema hat Privatdozent Dr. Clayton Kraft nun den Wissenschaftspreis der Arbeitsgemeinschaft für Endoprothetik erhalten. Die Auszeichnung ist mit 12 500 Euro dotiert.
Veröffentlicht:Durch Abriebprodukte kann sich die Prothesen-Lebensdauer deutlich verkürzen. Zu diesem Ergebnis ist der Orthopäde von der Universität Bonn gekommen, als er die Wirkung dieser Substanzen auf den Körper genauer untersucht hat.
Daß Verschleißprodukte aus Prothesen und Implantaten, etwa Platten in der Unfallchirurgie, Entzündungen hervorrufen können, wurde schon lange vermutet. Kraft und seine Mitarbeiter haben diese These aber erstmals genauer geprüft.
Dazu untersuchten sie den Effekt von Titan- und Edelstahl-Abrieb auf die Skelettmuskulatur von Hamstern. "Wir haben zum Beispiel beobachtet, daß nach Zugabe der Verschleißprodukte vermehrt weiße Blutkörperchen aus den Muskelgefäßen in das umliegende Gewebe wandern", so Kraft. "Das ist eine typische Entzündungsreaktion!"
Eine Folge davon: die Leukozyten, mit denen der Körper Krankheitserreger attackiert, schütten gleichzeitig bestimmte Signalstoffe aus. Und diese bewirken unter anderem, daß Knochenmaterial abgebaut wird. Bei einer permanenten Entzündung, wie sie durch den Abrieb hervorgerufen wird, können sich die Prothesen daher mit der Zeit lockern.
"Edelstahl-Abrieb wirkt nach unseren Beobachtungen weit stärker entzündungsfördernd als Titan-Abrieb", so Kraft. Der Einsatz der teuren Titanprothesen dürfte sich daher letztlich rentieren.
Ziel müsse es dennoch sein, möglichst verschleißarme Materialien zu entwickeln. Doch solle man auch ihre unterschiedliche Bioverträglichkeit nicht aus den Augen verlieren.
Kraft: "Kobalt-Chrom-Molybdän ist beispielsweise ein sehr verschleißarmer Werkstoff. Der Abrieb wirkt aber noch stärker entzündungsfördernd als der von Edelstahl-Implantaten."