Orthopäden plädieren bei Skoliose für Korsett

MÜNSTER (ner). Das Für und Wider einer Korsettbehandlung bei idiopathischer Skoliose ist nach wie vor kontrovers. Orthopäden von der Uni Münster haben jetzt eine langjährige prospektive Studie zu dem Thema abgeschlossen und sagen: Ja, das Korsett bringt oft etwas. Zudem gibt es Risikofaktoren für Korsettversager.

Veröffentlicht:

Es ist weniger wichtig, wie die Wirbelsäule unmittelbar nach Abschluß der Korsettbehandlung, sondern wie sie ein paar Jahre später aussieht: Ist die Progredienz der Skoliose langfristig gestoppt worden? Eine Korrektur der Wirbelsäulenverkrümmung ist nicht zu erwarten.

    Die besten Aussichten auf Erfolg haben junge Mädchen.
   

Dr. Viola Bullmann von der Orthopädischen Uniklinik in Münster und ihre Kollegen haben Mitte der 90er Jahre 59 jugendliche Patienten mit idiopathischer Skoliose, nicht abgeschlossenem Skelettwachstum und einem Ausgangs-Cobb-Winkel zwischen 25 und 40 Grad in eine prospektive Studie aufgenommen. 52 Patienten wurden bis mindestens 36 Monate nach der Korsettabschulung (bei Skelettreife) regelmäßig nachuntersucht (Z Orthop 142, 2004, 403).

Die Orthopäden verwendeten individuell angepaßte Chêneau-Münster-Orthesen, welche permanent getragen werden müssen und nur zur Körperpflege und zur Krankengymnastik abgelegt werden dürfen. Zweimal pro Woche erfolgte die Skoliose-spezifische Krankengymnastik. Außerdem sollten die jungen Patienten täglich selbst Gymnastik-Übungen machen.

Erfolgreich war die Behandlung vor allem bei jungen Mädchen. Bei mehr als der Hälfte (58 Prozent) habe die Therapie geholfen, so die Orthopäden. Bei Jungen gibt es offenbar ein erhebliches Compliance-Problem: Sechs von sieben Studienteilnehmern waren Therapieversager.

Die besten Erfolgschancen bestanden bei thorakolumbalen Skoliosen - hier brachte die Therapie nur bei 30 Prozent keinen Erfolg, bei den Thorakalskoliosen dagegen war dies bei 50 Prozent der Fall. 14 von 52 Patienten wurden letztlich operiert.

Weitere Risikofaktoren für einen zu erwartenden Mißerfolg sind außer männlichem Geschlecht und der Thorakalskoliose eine schlechte Primärkorrektur im Korsett, etwa aufgrund einer vergleichsweise geringen Skelettflexibilität, sowie junges Alter mit unreifem Skelett. Dies wird mit dem rasch progredienten Verlauf der Skoliose bei unreifem Skelett erklärt, berichten die Orthopäden.

Mehr zum Thema

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“