Luxiertes Hüftgelenk nach missglücktem Pass
Bei einer Ballabgabe mit dem linken Fuß erleidet ein Hobbyfußballer eine Luxation des Hüftgelenks. Nach Antirotationsgips und mit krankengymnastischer Mobilisationstherapie konnte der Patient das Bein nach sechs Wochen wieder voll belasten.
Veröffentlicht:Die Beckenübersichts-Röntgenaufnahme des Patienten zeigt die Luxation des linken Hüftgelenks. Fotos (2): M. H. Brem, F. F. Hennig, J. Gusinde, A. Olk, M. Blanke, Erlangen
ERLANGEN. Damit das ausgesprochen stabile Hüftgelenk luxiert, bedarf es erheblicher Gewalteinwirkung. Meist passiert dies bei Verkehrsunfällen. Bei einem Fußballspieler reichte jedoch schon ein missglücktes Passspiel aus.
Der 25-jährige Hobbyfußballer ohne jegliche Vorerkrankungen an der Hüfte luxierte sein linkes Hüftgelenk beim Versuch einer Ballabgabe mit dem linken Fuß. Dabei blieb er mit den Stollen der Fußballschuhe im Rasen hängen, was offensichtlich starke Rotationskräfte auslöste. Der Hüftkopf luxierte nach dorsokaudal, wie die Beckenübersichtsaufnahme und die Computertomografie ergaben, berichten Dr. Matthias Brem und seine Kollegen von der Unfallchirurgischen Klinik der FriedrichAlexander-Universität Erlangen (MMW 17, 2009, 5).
Der Patient hatte keine knöchernen Verletzungen
Das Hüftgelenk wurde in Kurznarkose geschlossen reponiert. Glück im Unglück: Knöcherne Begleitverletzungen fanden die Unfallchirurgen nicht, ebenso wenig berichten sie über neurologische Ausfälle. Eine spätere Magnetresonanztomografie (MRT) ergab einen gerissenen Musculus gemellus inferior.
Die Kollegen von der unfallchirurgischen Klinik legten dem Patienten für eine Woche einen Antirotationsgips an und behandelten ihn stationär mit Krankengymnastik. Nachdem mit einer Kontroll-CT keine verdächtigen Signalveränderungen am Hüftkopf festgestellt werden konnten, durfte der Patient die krankengymnastische Mobilisationstherapie ambulant fortsetzen.
Nach sechs Wochen wieder volle Belastung
Magnetresonanztomografie beim gleichen Patienten. Der Hüftkopf luxierte beim Passspiel auf dem Fußballplatz nach dorsokaudal.
Auch nach sechs Wochen gab es in der Magnetresonanztomografie keine Anhaltspunkte für eine Hüftkopfnekrose. Der Patient durfte daraufhin die Extremität wieder vollständig belasten. Traumatische Hüftluxationen sind insgesamt selten. Am häufigsten passieren sie beim Knieanpralltrauma nach heftigem Stoß mit gebeugtem Kniegelenk gegen das Armaturenbrett des Kraftfahrzeugs und Kraftübertragung über die Femurachse direkt auf das Hüftgelenk.
Die Luxation erfolgt meist nach hinten oben. Das betroffene Bein erscheint dann verkürzt, ist in Hüfte und Knie leicht gebeugt, innenrotiert und adduziert. Es kann zusätzlich zu Abscherfrakturen des Femurkopfes und Verletzungen oder Kompressionen des Nervus ischiadicus kommen. Bei bis zu 15 Prozent der Patienten sieht man avaskuläre Femurkopfnekrosen, bei bis zu jedem fünften Patienten findet man periartikuläre Verkalkungen und posttraumatische Koxarthrosen.