Zehn Jahre steckte ein Zahnstocher im Fuß

Im Alter von 16 trat sich eine junge Frau einen Zahnstocher in den Fuß, geortet wurde er aber erst, als sie 26 war. Nachdem die Ärzte den Fremdkörper entfernt hatten, konnte sie endlich wieder schmerzfrei gehen.

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Ein 3,7 cm langes Zahnstocherfragment entfernten die Ärzte aus dem Gewebestück.

Ein 3,7 cm langes Zahnstocherfragment entfernten die Ärzte aus dem Gewebestück.

© Universitäres Lehrkrankenhaus Feldkirch

FELDKIRCH (ÄW/eb). "Wir neigen dazu, Laborwerten und Befunden blind zu vertrauen, den Patienten aber nicht zuzuhören", schreiben Kollegen um Dr. Lorenz Larcher vom Universitären Lehrkrankenhaus Feldkirch (Ärzte Woche 2010; 44: 6). Sie berichten von einer 26-jährigen Patientin, die zehn Jahre mit einem 3,7 cm langen, abgebrochenen Zahnstocher im Fuß lebte.

Im Röntgenbild war kein Fremdkörper zu erkennen

Begonnen hatte alles mit einem vermeintlich harmlosen eingetretenen Zahnstocher. Im Alter von 16 Jahren hatte sich die Patientin zu Hause auf einem Teppich einen Zahnstocher ins Spatium interdigitale I/II am rechten Fuß eingetreten. Die junge Frau konnte damals einen Teil des Zahnstochers selbstständig entfernen, sie erkannte aber, dass noch ein abgebrochenes Stück des Holzstäbchens in ihrem Fuß verblieben sein musste.

Daraufhin suchte sie ein Krankenhaus auf, wo außer anderen Untersuchungen auch ein Röntgenbild angefertigt wurde. Dieses zeigte allerdings keinen Hinweis auf einen Fremdkörper. Auch der Versuch, das nicht detektierbare abgebrochene Zahnstocherfragment zu entfernen, missglückte und die Patientin wurde unverrichteter Dinge ohne weitere Maßnahmen nach Hause geschickt.

Sechs Jahre lang litt die Patientin unter rezidivierenden Schmerzen, bis sie vor vier Jahren umknickte. Von da an kam es zu einer Beschwerdeprogredienz. Mit der Verdachtsdiagnose einer Mittelfußfraktur wurde die Patientin wieder geröntgt. Und auch dieses Mal war kein Fremdkörper sichtbar.

Unter Vollnarkose wird das Spatium interdigitale I/II im rechten Fuß der Patientin eröffnet.

Unter Vollnarkose wird das Spatium interdigitale I/II im rechten Fuß der Patientin eröffnet.

© Universitäres Lehrkrankenhaus Feldkirch

Mit Verdacht auf eine Fasziitis wurden eine konservative und analgetische Therapie eingeleitet sowie ein Gipsverband zur Ruhigstellung veranlasst. Die Schmerzen blieben dennoch bestehen, so dass die Patientin eine Reihe von Ärzten konsultierte.

Im MRT war der Gegenstand schließlich sichtbar

In der Zwischenzeit war auch der Fuß geschwollen und fühlte sich heiß an. Erst einige Zeit später erkannte ein Arzt die Situation und veranlasste ein MRT mit Kontrastmittel. Ein länglicher Gegenstand war nun endlich sichtbar. Die Patientin wurde daraufhin am Universitären Lehrkrankenhaus Feldkirch zur operativen Sanierung vorstellig. Nach dem Eingriff war die junge Frau wieder vollkommen frei von Schmerzen und auch wieder vollständig mobil.

Obwohl eine Röntgenaufnahme zur Darstellung von Fremdkörpern in der Regel gemacht wird, müsse dennoch daran gedacht werden, dass strahlenundurchlässige Materialien mit einem konventionellen Röntgenverfahren nicht immer leicht darstellbar sind. Das gilt insbesondere bei komplexen anatomischen Körperteilen, erinnern Larcher und seine Kollegen.

Wenn nun ein Patient wie diese junge Frau über anhaltende Schmerzen berichtet, dann sollte an ein alternatives bildgebendes Verfahren gedacht werden, das besser zur Erkennung solcher Fremdkörper geeignet ist. In Frage kommen etwa Ultraschall oder MRT.

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