Knirschen im Knie kein Signal für Knorpelabbau

Kann man aus Krepitationen im Kniegelenk auf bestimmte strukturelle Schäden schließen? Eine aktuelle Studie spricht nicht dafür.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Reibegeräusche im Knie – das kann viele Ursachen haben.

Reibegeräusche im Knie – das kann viele Ursachen haben.

© serenethos/fotolia.com

VANCOUVER. Radiologen von der Universität von Vancouver haben in einer Studie eine zufällige Stichprobe von 255 Personen mit Knieschmerzen untersucht (Osteoarthritis and Cartilage 2011;19:1429-1432).

Die Probanden im Alter zwischen 40 und 79 Jahren litten seit mindestens zwölf Monaten an Schmerzen, die nicht auf eine entzündliche Gelenkerkrankung, eine Operation oder eine Verletzung zurückzuführen waren.

Bei 180 von 255 Knien waren Krepitationen zu hören und zu tasten. Per Palpation waren die Krepitationen in 44 beziehungsweise 48 Fällen dem medialen beziehungsweise lateralen tibiofemoralen Kompartiment und in 173 Fällen dem patellafemoralen Kompartiment zuzuordnen.

38,4 Prozent aller Patienten hatten eine radiologisch nachweisbare Arthrose. Zwischen dem Stadium der Arthrose (nach Kellgren-Lawrence, KL) und dem allgemeinen Krepitus bestand ein signifikanter Zusammenhang: Je höher der KL-Grad war, desto häufiger waren auch Gelenkgeräusche.

Bei allen Probanden: Morphologische Veränderungen des Knorpels

Bei allen Patienten wurden per MRT morphologische Veränderungen des Knorpels, der Menisken und der Kreuz- und Kollateralbänder sowie Osteophyten erfasst und mit den Krepitationen korreliert.

Ein signifikant häufigeres Auftreten von Reibegeräuschen irgendwo im Kniegelenk konnte nur in Zusammenhang mit Meniskusrissen festgestellt werden (Odds Ratio 3,4). Dagegen war das Krepitusrisiko in allen drei Kompartimenten erhöht (OR 2,4-2,7), wenn sich dort Osteophyten gebildet hatten.

Im medialen tibiofemoralen Kompartiment waren die Geräusche außerdem mit Schäden des Kollateralbandes assoziiert.

Im Gegensatz zu früheren Studien ließ sich keine Verbindung zwischen Knirschen und Knorpelabbau nachweisen. Überraschenderweise ging ein Knorpelschaden im medialen Tibiofemoralgelenk sogar mit einem verminderten Krepitusrisiko einher.

Krepitationen im Kniegelenk können nach dieser Studie mit Schäden verschiedener Strukturen in Zusammenhang stehen. Um eine gewebsspezifische Pathologie zu entdecken, scheinen sie jedoch nicht geeignet.

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