Fibromyalgie: Rad fahren hilft besser als Schmerzmittel

Heidelberger Forscher haben gängige Therapien bei Fibromyalgie geprüft - und die Behandlungsleitlinie daraufhin überarbeitet.

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Fibromyalgie-Patienten wird Fahrradfahren zwei- bis dreimal in der Woche empfohlen.

Fibromyalgie-Patienten wird Fahrradfahren zwei- bis dreimal in der Woche empfohlen.

© Monkey Business Images / shutterstock

HEIDELBERG (eb). Zur Behandlung beim Schmerzsyndrom Fibromyalgie eignet sich individuell angepasstes Ausdauer- und Krafttraining. Schmerzmittel dagegen sind wesentlich weniger wirksam als früher angenommen und sollten nur begrenzt verordnet werden.

Das berichten Forscher der Uniklinik Heidelberg, die qualitativ hochrangige Therapiestudien ausgewertet und daraus Empfehlungen abgeleitet haben. Diese wurden in die Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften aufgenommen, die jetzt in Deutsch und Englisch erschienen ist.

In den Industrienationen sind rund vier Prozent der Bevölkerung an der bislang unheilbaren Störung erkrankt, hauptsächlich Frauen zwischen 40 und 60. Mit den Beschwerden sind biologische, psychische und soziale Faktoren assoziiert.

Seit 2008 gibt es eine Leitlinie für die Diagnose und Therapie des Fibromyalgiesyndroms. Doch waren viele Behandlungen nicht validiert, sodass es an klaren Aussagen mangelte.

Die aktualisierte Version bezieht neue medizinische Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien sowie Erfahrungen von Experten und Patienten mit ein. An der Überarbeitung waren Vertreter aus neun medizinischen Fachgesellschaften und zwei Patientenorganisationen sowie 50 Ärzte und Wissenschaftler aus Deutschland beteiligt.

Nur wenige Präparate nützen langfristig

Demnach profitieren die Patienten besonders von regelmäßigen eigenständigen Aktivitäten. Neu in der Leitlinie ist daher die Empfehlung für ein individuell angepasstes Ausdauer- und leichtes Krafttraining, etwa 30 Minuten schnelles Gehen, Walking oder Fahrradfahren zwei- bis dreimal in der Woche.

Optimal wäre die Kombination mit Entspannungs- und Psychotherapie-Verfahren, die die Selbstwirksamkeit erhöhen, wie kognitive Verhaltenstherapie. Solche multimodalen Methoden haben die besten Ergebnisse.

Meditative Verfahren wie Tai Chi oder Yoga mit der Kombination aus Bewegung und Entspannung tun den Patienten ebenfalls gut und werden daher sehr empfohlen. Für Homöopathie und Reiki wiederum war keine Wirkung nachweisbar.

Enttäuschend auch medikamentöse Ansätze: Nur wenige Präparate nützen langfristig, bei den meisten überwiegen die Nebenwirkungen.

Nicht geeignet sind entzündungshemmende Schmerzmittel, Opioide oder Cannabinoide. Bestimmte niedrig dosierte Antidepressiva linderten jedoch die Beschwerden und werden daher zeitlich begrenzt empfohlen.

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