CT nach Kopftrauma

Auf Zufallsbefunde gefasst sein

Wer Kinder mit stumpfem Kopftrauma zur CT schickt, muss mit Zufallsdiagnosen rechnen. Und solche Befunde sind gar nicht einmal so selten.

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CT vom Kopf: Bei Kindern sollten Ärzte auf Zufallsbefunde achten.

CT vom Kopf: Bei Kindern sollten Ärzte auf Zufallsbefunde achten.

© SDSH

ANN ARBOR. Laut den Erkenntnissen einer Gruppe von Medizinern um den Notfallpädiater Alexander Rogers, University of Michigan in Ann Arbor, sind zufällige, nicht traumabedingte Befunde bei etwa 4% der Kinder zu erwarten, die wegen einer stumpfen Kopfverletzung ins CT geschoben werden.

30% dieser Befunde verlangen nach sofortigen Maßnahmen oder wenigstens nach ambulanter Nachbeobachtung.

Damit ist bei rund 1% aller Kinder mit CT-pflichtigen Kopfverletzungen damit zu rechnen, dass der CT-Befund erhebliche Folgen für die Patienten hat, selbst wenn er nicht auf die Verletzung zurückgeht (Pediatrics 2013; online 22. Juli).

Bei der vorliegenden Studie von Rogers et al. handelt es sich um die Zweitauswertung einer multizentrischen Untersuchung mit knapp 44.000 Kindern, deren Ergebnisse vor rund vier Jahren im "Lancet" publiziert worden waren (Lancet 2009; 374: 1160-70).

Damals war es darum gegangen, einen Algorithmus dafür zu finden, welche Kinder nach Kopftraumen eine CT benötigen und welche nicht. Rund 15.000 CT wurden gefahren, und deren Ergebnisse liegen der Rogers-Studie nun zugrunde.

Übrigens wurden 2009 in 0,9% der 15.000 CT klinisch relevante traumatische Hirnverletzungen diagnostiziert, an Zahl also deutlich weniger als jene der eruierten Zufallsbefunde.

Zwischen den Kindern mit und ohne Zufallsdiagnosen bestanden vor der CT keine klinisch relevanten Unterschiede. 4% der zufällig erkannten Läsionen waren in die höchste Dringlichkeitskategorie 1 einzustufen, am häufigsten handelte es sich um Tumoren bzw. unklare Raumforderungen.

Follow-up-Untersuchungen waren bei 26% der Befunde erforderlich, wobei intrakraniale Zysten und extrazerebrale Flüssigkeitsansammlungen an der Spitze der Diagnoseliste dieser zweiten Kategorie standen.

Die übrigen 70% der Befunde schließlich fielen in Kategorie 3; weitere Exploration war hier in der Regel nicht erforderlich, es handelte es sich vor allem um sinunasale (Sinusitis wurde nicht mitgezählt) und ventrikuläre Anomalien.

Insgesamt gesehen waren die häufigsten Zufallsbefunde sinunasale Normabweichungen (19%), Ventrikelanomalien (12%) und intrakraniale Zysten (12%).

Zufällig diagnostizierte Veränderungen, speziell Inzidentalome, stellen den Arzt - und später eventuell den Patienten - vor unvorhergesehene Probleme.

Rogers und Kollegen räumen ein, dass es aus rechtlicher Sicht am sichersten ist, sämtliche Ergebnisse der CT unabhängig von ihrer klinischen Wertigkeit offenzulegen.

Andererseits geben sie zu bedenken, welche Ängste und Sorgen solche Befunde bei den Patienten und ihren Familien auslösen können - und auch welche Kaskade von Folgeuntersuchungen, ohne dass der medizinische Nutzen in jedem Fall gesichert wäre. (rb)

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