Bauchtrauma

Waren es Schläge?

Sturz oder Kindesmisshandlung? Verletzungen des Pankreas bei kleinen Kindern sollten Ärzte hellhörig werden lassen.

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AURORA. Vor allem bei sehr kleinen Kindern, die angeblich aus geringer Höhe gefallen sind, sollte eine Pankreasverletzung den Verdacht auf eine Misshandlung lenken, die vertuscht werden soll.

Das schließen US-Pädiater aus dem Ergebnis ihrer Analyse von Befunden, die zwischen 1999 und 2014 an zwei Notfallkliniken erhoben worden sind.

Die Ärzte Dr. Kyle W. Carter und Dr. Steven L. Moulton von der University of Colorado School of Medicine und der Kinderklinik in Aurora in Colorado schauten sich die medizinischen Dokumentationen zu stumpfen Bauchtraumata bei 1005 Kindern und jungen Heranwachsenden für ihre Studie etwas genauer an.

Bei 65 Kindern (6,5 Prozent) handelte es sich um bestätigte körperliche Misshandlungen, bei 115 Kindern (11,4 Prozent) um Bauchverletzungen nach Stürzen aus geringer Höhe (J Ped Surg 2016; 51: 326-328).

Misshandlungsopfer meist jünger als fünf Jahre

Auffallend war, das die meisten Kinder mit gesicherter körperlicher Misshandlung (n = 63; 96,9 Prozent) jünger als fünf Jahre waren.

In der anderen Patientengruppe lag ihr Anteil nur bei 30,4 Prozent (n = 35). Damit bestätigen sich Beobachtungen früherer Studien. Elf Kinder starben an den Folgen der körperlichen Misshandlung (17,5 Prozent), aber keines der Kinder in der Vergleichsgruppe.

Die Analyse der Verletzungsmuster ergab, dass Pankreasverletzungen nach Misshandlungen signifikant häufiger waren als nach Sturz aus geringer Höhe (16 vs. 2 Kinder bzw. 25,4 vs. 5,7 Prozent; relatives Risiko [RR]: 4,44; p < 0,05).

Andererseits waren in der Altersgruppe unter fünf Jahren Verletzungen der Milz und der Nieren nach Stürzen signifikant häufiger (Milzverletzung: 8 vs. 15 Kinder bzw. 12,7 vs. 42,9 Prozent; RR: 0,30; Nierenverletzung: 3 versus 7 Kinder bzw. 4,8 versus 20 Prozent; RR: 0,24).

Verletzungen der Leber waren in beiden Gruppen dagegen etwa gleich häufig (42,9 vs. 34,3 Prozent) und taugen deshalb nicht für eine Einschätzung der wahren Ursache der Organschäden - ebenso wenig die ethnische Zugehörigkeit.

Auch Dünndarmverletzungen waren bei misshandelten Kindern viel häufiger, nämlich bei 22 Kindern, in der Vergleichsgruppe nur bei einem Kind (35 vs. 2,9 Prozent).

Darmverletzungen nach Sturz selten, aber möglich

Schließlich waren die Verletzungen bei malträtierten Kindern - gemessen anhand des Injury Severity Scores mit einem maximal erreichbaren Wert von 75 - viel schwerer als bei Kindern, die bei einem Unfall aus geringer Höhe gestürzt waren und sich verletzt hatten (ISS: 19,8 vs. 11,63; p <0,01).

Carter und Moulton erinnern an frühere Studien, denen zufolge Darmverletzungen nach Sturz zwar sehr selten, aber je nach Fallhöhe durchaus möglich seien. (ple)

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