Interessanter Versuch

Was Calcitonin gegen Kreuzweh ausrichten kann

Chronische lumbale Rückenschmerzen können mit typischen Veränderungen der Gewebestruktur einhergehen. Calcitonin könnte hier ein Mittel sein, die Beschwerden Betroffener zu lindern.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Rückenschmerz: 50 Prozent der Patienten unter Calcitonin erreichten nach vier Wochen eine klinisch relevante Schmerzreduktion.

Rückenschmerz: 50 Prozent der Patienten unter Calcitonin erreichten nach vier Wochen eine klinisch relevante Schmerzreduktion.

© Springer Medizin Verlag GmbH

TIANJIN. Für chronische Kreuzschmerzen können viele spinale Strukturen verantwortlich sein. Es besteht allerdings auch eine Assoziation zwischen den Beschwerden und radiologischen Befunden, die gemäß der Modic-Klassifikation für Knochenmarksveränderungen der Wirbelkörper charakteristisch sind.

Orthopäden der Medizinischen Uni Tianjin haben versucht, chronische lumbale Rückenschmerzen, die Veränderungen vom Typ Modic I aufweisen, mit Calcitonin zu behandeln (J Pain Res 2018; 11: 1335–1342). Magnetresonanztomografische Veränderungen vom Typ I nach Modic gehen auf ein Knochenmarksödem zurück.

Bei Modic I ist der Knochenumsatz deutlich erhöht – und genau dieser Umstand hat die chinesischen Forscher auf die Idee gebracht, Calcitonin einzusetzen. Das Hormon hemmt bekanntlich die osteoklastische Knochenresorption und wird auch in anderen Indikationen mit hohem Knochenumsatz erfolgreich verwendet, etwa gegen Osteoporose.

109 Teilnehmer in retrospektiver Studie

An der retrospektiven Studie waren 109 Patienten mit chronischen unteren Rückenschmerzen beteiligt. 62 von ihnen erhielten einmal täglich 50 IU Calcitonin i.m., 47 bekamen 75 mg Diclofenac, ebenfalls einmal täglich. Der Behandlungszeitraum betrug in beiden Fällen vier Wochen.

Bereits zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Schmerzstärke und der Grad der allgemeinen Einschränkung durch die Rückenschmerzen in der Calcitoningruppe signifikant stärker verbessert als bei den Probanden unter Diclofenac. Der Effekt steigerte sich bis zur Abschlussuntersuchung nach drei Monaten.

50 Prozent der Patienten unter Calcitonin und 23 Prozent der Diclofenac-Patienten erreichten nach vier Wochen eine klinisch relevante Schmerzreduktion um 30 Prozent. Mit Blick auf den Einschränkungsgrad waren es 55 versus 26 Prozent.

Nach drei Monaten lagen die Anteile bei 58 und 38 Prozent (Schmerz) beziehungsweise 60 und 38 Prozent (Einschränkung). Und mit Blick auf die MRT-Befunde erreichten 44 Prozent der mit Calcitonin und 21 Prozent der mit Diclofenac behandelten Patienten eine Verbesserung: Die Modic-I-Veränderungen waren verschwunden.

Mehr zum Thema

Metaanalyse

Schützen Biologika bei Rheuma vor Demenz?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null