Für bessere Haltung

Extra krumm vor dem Bildschirm

Sitz gerade! Besser als eine solche Ermahnung ist es, bewusst eine krumme Haltung auszuprobieren und zu spüren, wie schlecht sie für den Körper eigentlich ist, raten Forscher.

Veröffentlicht:
Augen auf: Wie ist gerade Ihre Haltung vor dem Bildschirm?

Augen auf: Wie ist gerade Ihre Haltung vor dem Bildschirm?

© lassedesignen / stock.adobe.com

SAN FRANCISCO. Rund 30 Sekunden lang extra-krumm vor dem Bildschirm sitzen: Das schlagen Forscher vor, damit jedem bewusst wird, was eine schlechte Haltung für den Körper bedeutet (Biofeedback 2018; 46(3):65-71).

In ihrer Studie ließen die Wissenschaftler um Dr. Richard Harvey von der San Francisco State University zunächst 87 Studenten aufrecht sitzen und den Kopf nach beiden Seiten drehen.

Dann sollten die Studenten ihren Kopf nach vorne neigen und dasselbe tun. Erstes Ergebnis: 92 Prozent konnten ihren Kopf nicht mehr so gut drehen wie zuvor.

In einem weiteren Versuch sollten 125 Studenten 30 Sekunden in dieser vorgebeugten Haltung verharren. Danach berichteten 98 Prozent von Schmerzen im Kopf, im Nacken oder im Bereich der Augen. Solche Experimente, die eine Wirkung deutlich machen, seien hilfreicher für eine gute Haltung vor dem Bildschirm als ständige Ermahnungen, gerade zu sitzen, schreiben die Forscher.

Kopf stets aufrecht mit dem Hals

Die meisten Probanden seien auch überrascht gewesen, dass sie den Kopf nicht mehr so gut drehen konnten. Zwölf Studenten wurden per Elektromyographie untersucht. Ergebnis: Die Hals- und die Trapezmuskeln waren in der nach vorne geneigten Position stärker angespannt.

Bei Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen durch Bildschirmarbeit sollte man prüfen, ob der Kopf stets aufrecht in einer Linie mit dem Hals ist, raten die Forscher. „Du kannst sehr schnell etwas gegen Deine schlechte Haltung tun“, so Studienautor Dr. Erik Peper von der San Francisco State University.

Um die Aufmerksamkeit für eine gute Haltung zu steigern, sollte man absichtlich wiederholt in die vorgebeugte Haltung wechseln, sie gegebenenfalls etwas übertreiben und den Symptomen nachspüren. So könne man sich der krummen Haltung bewusst werden und damit aufhören.

"Selbsterfahrung ist wirkungsvoller"

In einem weiteren Test sollten 125 Studenten erst gerade sitzen und dann das Kinn 30 Sekunden lang leicht vorstrecken, sodass der Nacken Falten warf. 98 Prozent berichteten über Symptome wie steifen Nacken oder Kopfweh und waren verwundert, dass sie so schnell etwas spürten.

Einige von ihnen registrierten, dass sie vor dem Bildschirm generell zu dieser Haltung neigten und lösten das Problem mit einer Brille oder durch Größerstellen der Schrift.

Um ein Zusammensinken über den Tag hinweg zu vermeiden, raten die Forscher, morgens den Bildschirm – wie auch die Spiegel im Auto bei langen Fahrten – optimal einzustellen und später nicht mehr zu verstellen. „Fühlen und Sehen – Selbsterfahrung – ist sehr viel wirkungsvoller als Teilnehmern zu sagen, sie sollten ihre Haltung korrigieren“, schreiben die Autoren.

„Das ist eine vernünftige Studie“, sagte Professor Bernd Kladny von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Sie zeige Wirkungen, die vom „Handy-Nacken“ her schon bekannt seien. „Das sich Bewusstmachen von solchen Effekten ist schon mal der erste Schritt. Die Frage ist, wie lange solch ein Effekt anhält.“

Bildschirm auf Augenhöhe

Langzeitversuche haben die Autoren in der Studie nicht unternommen. Die Forscher raten beispielsweise beim Laptop zu einem von der Tastatur getrennten Bildschirm. Der Bildschirm sollte dabei in Augenhöhe stehen.

„Generell ist der Laptop nicht gedacht für langes Arbeiten“, betont Kladny, der Chefarzt an der m&i-Fachklinik in Herzogenaurach ist. „Für eine dauerhafte Zwangshaltung ist unser Körper nicht vorgesehen.“

Gut sei ein zweiter, höherer Monitor. Besser seien aber eine Tastatur und ein Bildschirm mit Dockingstation, an die der Laptop angeschlossen werden kann. „Die Zeit am Laptop sollte man limitieren und zudem gelegentlich die Arbeitsposition ändern.“ So könne man den Laptop auch einfach mal auf einen Gegenstand stellen, am besten auf ein Stehpult. (dpa)

Mehr zum Thema

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“