Bei Osteoporose enthüllen Bluttest und Blick auf den Darm oft Sprue

ST. LOUIS (ikr). Bei Patienten mit Osteoporose sollte nach einer Zöliakie gefahndet werden, empfehlen US-amerikanische Wissenschaftler aufgrund neuer Studiendaten. Danach ist die Prävalenz der einheimischen Sprue bei Osteoporose-Kranken wesentlich höher als bei Menschen ohne brüchige Knochen (3,4 versus 0,2 Prozent). Erhalten die Betroffenen eine glutenfreie Kost, erhöht sich die Knochenmineraldichte signifikant.

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Schon seit längerem gehen Wissenschaftler davon aus, daß die Zöliakie bei Osteoporose-Kranken häufiger vorkommt als bei anderen Menschen. Bisher war jedoch unklar, wie hoch die Prävalenz genau ist. Das hat eine Arbeitsgruppe um Dr. William F. Stenson aus St. Louis im US-Bundesstaat Missouri jetzt eruiert (Arch Intern Med 165, 2005, 393).

Die US-Forscher haben 840 Menschen - 266 mit und 574 ohne Osteoporose - mit Hilfe eines Bluttests auf Zöliakie untersucht. Bei Studienteilnehmern, die Endomysium- oder Gewebetransglutaminase-Antikörper, also Antikörper gegen Strukturen der Dünndarmschleimhaut im Blut hatten, wurde die Diagnose durch Biopsien aus dem distalen Duodenum oder dem proximalen Jejunum gesichert.

Bestätigte sich die Diagnose, erhielten die Betroffenen eine glutenfreie Kost. Zu Beginn der Therapie sowie zwölf Monate danach wurde der Effekt auf die Knochenmineraldichte überprüft.

Zwölf der 266 Osteoporose-Kranken (4,5 Prozent) und sechs (ein Prozent) der 840 Knochengesunden hatten Antikörper-positive Bluttests. Und: Neun der Osteoporose-Kranken (3,4 Prozent) und einer von den Knochengesunden (0,2 Prozent) hatten eine bioptisch gesicherte einheimische Sprue. Alle diese waren positiv für Endomysium- und Gewebetransglutaminase-Antikörper.

Der Antikörper-Titer korrelierte eng mit der Knochendichte: Je höher der Titer, desto niedriger der T-Score - dieser Score beziffert die Standardabweichung von der Knochendichte einer jungen gesunden Frau. Alle neun Osteoporose-Kranken mit Zöliakie erhielten bereits Medikamente zur Fraktur-Prophylaxe.

Dennoch lag die Knochenmineraldichte im osteoporotischen Bereich, das heißt, sie hatten einen T-Score von mindestens minus 2,5. Bei den Zöliakie-Patienten, die eine glutenfreie Kost erhielten, kam es zu einem signifikanten Anstieg der Knochendichte, wie die Forscher berichten.



STICHWORT

Zöliakie (einheimische Sprue)

Die Zöliakie ist eine Gluten-induzierte Erkrankung der Dünndarmschleimhaut bei Säuglingen und Kleinkindern mit genetischer Disposition. Bei Erwachsenen heißt das entsprechende Krankheitsbild einheimische Sprue. Das in vielen Getreidearten, etwa Roggen, Gerste und Weizen, vorkommende Kleberprotein Gluten führt aufgrund einer Immunreaktion (Antikörperbildung) zu schweren Veränderungen der Dünndarmschleimhaut bis hin zur vollständigen Zottenatrophie. Der Mangel an schleimhautgebundenen Verdauungsenzymen und die Reduktion der Dünndarmoberfläche führen zum Verlust der digestiven und absorptiven Funktion des Dünndarms für die meisten Nährstoffe, einschließlich Mineralien und Vitamine. (ikr)

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