Strontium schützt auch langfristig vor Hüft- und Wirbelfrakturen

BERLIN (ner). "Zu den Medikamenten der ersten Wahl bei Osteoporose in der Postmenopause gehört Strontiumranelat", sagt der Hamburger Osteologe Professor Hans Peter Kruse. Er begründet das mit dem zweifachen Wirkmechanismus, der guten Verträglichkeit des Mittels und den seit kurzem vorliegenden Langzeitdaten.

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Bei dreijähriger Behandlung mit Strontium liegt sowohl das Risiko für vertebrale als auch für nichtvertebrale Frakturen unter 20 Prozent und ist damit um etwa ein Drittel geringer als mit Placebo.

"Lediglich neun Patienten müssen drei Jahre lang mit Strontiumranelat behandelt werden, um eine neue Wirbelkörperfraktur zu verhindern", betonte Kruse beim Jahreskongreß der Orthopäden und Unfallchirurgen in Berlin. Er verwies auf die SOTI (Spinal Osteoporosis Therapeutic Intervention)-Studie mit 1600 Frauen in der Postmenopause, die täglich 2 g Strontiumranelat oder ein Placebo erhielten.

Seit kurzem liegen die Vier-Jahres-Ergebnisse der Studie vor: Danach hatte jede dritte Frau in der Placebo-Gruppe eine neue Wirbelfraktur, in der Verum-Gruppe war es etwa jede vierte Frau, wie Kruse bei einem Symposium von Servier berichtete. Dies entspreche einer relativen Risikoreduktion von 33 Prozent.

In der TROPOS (Treatment of Peripheral Osteoporosis)-Studie wurde für Strontiumranelat (in Deutschland als Protelos® erhältlich) auch der Langzeitschutz vor nichtvertebralen Frakturen nachgewiesen. Von insgesamt 4900 Frauen hatte in der Placebo-Gruppe jede fünfte nach fünf Jahren eine nichtvertebrale Fraktur, in der Verum-Gruppe waren es 17 Prozent. Das entspricht einer relativen Risikoreduktion von 15 Prozent.

Das sowohl knochenaufbauend als auch antiresorptiv wirkende Arzneimittel werde gut vertragen, so Kruse. Es müsse etwas öfter mit Übelkeit und Diarrhoe gerechnet werden (sechs Prozent versus vier Prozent mit Placebo). Kruse plädierte für eine konsequente Frakturprophylaxe, vor allem bei alten Menschen. Hohes Alter sei der stärkste unabhängige Risikofaktor für osteoporotische Frakturen.



STICHWORT

Strontiumranelat

Strontiumranelat besteht aus zwei stabilen, nicht-radioaktiven Strontium-Atomen und einem organischen Rest aus Ranelicsäure.

Die Substanz hemmt den Knochenabbau und fördert gleichzeitig die Neubildung.

Strontium ist ein natürliches Spurenelement aus der Gruppe der Erdalkalimetalle, ähnlich dem Calcium. Aufgrund seines ubiquitären Vorkommens nehmen Menschen Strontium auch auf natürlichem Wege in unterschiedlichen Mengen auf. Erste Untersuchungen des Einflusses von Strontium auf die Knochen wurden bereits 1910 vorgenommen. (eb)

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