Fracture Liaison Service

Bessere Abklärung von Osteoporose

Fragilitätsfrakturen stellen eine immer häufigere Herausforderung für Unfallchirurgen dar. Bei der reinen Versorgung der Fraktur sollte es aber nicht bleiben, denn die Patienten haben ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Sekundärfraktur.

Von Wiebke Kathmann Veröffentlicht:

BERLIN. Noch werden über 50-jährige Frauen und über 60-jährige Männern mit Fragilitätsfraktur viel zu selten zeitnah auf eine Osteoporose hin abgeklärt. Im europäischen Vergleich weist das deutsche Gesundheitssystem diesbezüglich deutliche Schwächen auf, wie Dr. Swantje Oberthür, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinik Göttingen, betonte.

Angesichts der demografischen Entwicklung wird es aber immer wichtiger werden, Weiterbehandlungskonzepte für Patienten mit Osteoporose-assoziierten Frakturen zu entwickeln, erläuterte die Expertin beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin.

Screening verdächtiger Frakturen

In Göttingen wurde angesichts der bisher ernüchternden Ergebnisse zur Abklärung einer Osteoporose als möglicher Ursache der Fragilitätsfraktur im März 2016 ein Fracture Liaison Service (FLS) eingerichtet.

Über die Notaufnahme und Spezialsprechstunden werden alle Patienten mit Osteoporose-verdächtiger Fraktur gescreent und über die Notwendigkeit einer Osteoporosediagnostik und die Möglichkeit des FLS und osteologische Praxen in ihrer Nähe informiert.

Wollen die Patienten teilnehmen, wird umgehend online ein FLS-Aufnahmebogen erstellt und der Patient durch die FLS-Koordinatorin kontaktiert. Im Falle von stationären Patienten erfolgen noch während des Krankenhausaufenthaltes DXA-Messung, Labor und eine Risikoevaluierung mittels DVO-Fragebogen.

Ambulante Patienten werden an niedergelassene Praxen vermittelt. Der Patient beziehungsweise der Hausarzt erhält nach der Auswertung einen FLS-Brief mit entsprechender Therapieempfehlung.

Bessere Osteoporoseabklärung

Der Erfolg einer FLS-koordinierten Osteoporosediagnostik gegenüber einer Abklärung in Eigenverantwortung des Patienten wurde inzwischen in einer prospektiven Untersuchung untersucht. Gruppe A bildeten 456 Patienten mit Osteoporose-verdächtiger Fraktur.

Sie wurden nur auf die Notwendigkeit einer Osteoporosediagnostik hingewiesen und erhielten Adressen von osteologischen Praxen. Gruppe B bestand aus 633 Patienten, die den FSL in Anspruch nahmen.

Während sich nur acht Patienten (1,8 Prozent) der Gruppe A bei einer kooperierenden osteologischen Praxis vorstellten, konnte die Rate der Abklärung in Gruppe B mit FLS immerhin auf 37 Prozent erhöht werden.

Leider, so Oberthür, entschied sich aber nur etwa die Hälfte im FLS für eine koordinierte Osteoporosediagnostik. Auch wenn die Osteoporosediagnostik in den ersten Monaten nach der Fragilitätsfraktur im Rahmen des FLS verbessert werden konnte, bedürfe es selbst in dieser Struktur eines großen Engagements, um Patienten von der indizierten Osteoporosediagnostik zu überzeugen.

"Sie sind oftmals überfordert oder nach dem Frakturereignis nicht bereit, sich mit dem Thema Osteoporose auseinanderzusetzen."

Weitere Informationen zum Fracture Liaison Service unter anderem unter: www.klinikum.uni-muenchen.de

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