Arznei-Kombi bringt Rheumakranken Linderung

WIEN (kat/mal). Biologicals sind Hoffnungsträger für viele Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA). Ein Plus dieser Wirkstoffe - dazu gehören die TNF-alpha-Blocker Infliximab, Etanercept und Adalimumab sowie der Interleukin-1-Rezeptorblocker Anakinra - scheint nämlich zu sein, daß unter ihrer Anwendung auch die radiologische Progression zum Stillstand kommt.

Veröffentlicht:

Positive Daten hat etwa die ASPIRE-Studie gebracht, in der die Kombination von Infliximab plus MTX mit einer MTX-Monotherapie verglichen worden ist. ASPIRE steht dabei für Active Controlled Study of Patients Receiving Infliximab for Treatment of Rheumatoid Arthritis of Early Onset.

Beim Europäischen Rheumatologen-Kongreß in Wien sind jetzt neue Ergebnisse aus dieser Studie vorgestellt worden: Die radiologische Progression an Händen und Füßen ist nach 54 Wochen unter der Kombination von MTX plus Infliximab signifikant geringer als unter MTX-Monotherapie.

Unter der Monotherapie kommt es vor allem an den Füßen und beim Erosionen-Score zu einer deutlichen Progression. Nach einem Jahr hatten mit MTX-Monotherapie 43 Prozent der Patienten eine radiologische Progression, aber nur 23 Prozent (3 mg/kg Infliximab) und 11 Prozent (6 mg/kg Infliximab) unter der Kombinationstherapie.

Für solche Therapieerfolge - viele Daten liegen ja zu den TNF-alpha-Hemmstoffen vor - ist eine frühe und konsequente Diagnostik bei Gelenkschmerzen unverzichtbar.

Bevor dann aber die Indikation für eine solche TNF-alpha-Therapie bei RA gestellt wird, muß die jeweils zweimonatige Monotherapie mit einem Basistherapeutikum wie Methotrexat, Sulfasalazin oder Leflunomid erfolglos geblieben sein und die entzündliche Aktivität die TNF-alpha-Therapie erforderlich machen.

Daran hat Professor Henning Zeidler von der Medizinischen Hochschule Hannover im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" aus Anlaß des EULAR erinnert. Bei Bechterew-Patienten, so Zeidler, müßten ebenfalls zwei Behandlungsversuche, in diesem Fall mit NSAR, erfolglos geblieben sein und müsse eine entsprechende Entzündungsaktivität bestehen.

Aufgrund guter Erfahrungen stellt Zeidler einer TNF-alpha-Blocker-Therapie oft noch einen maximal dreimonatigen Versuch mit einer Kombination aus MTX, Sulfasalazin und Hydrochloroquin voran. Generell könne mit einer TNF-alpha-Therapie frühestens nach sechs Monaten begonnen werden. Denn in der Erstbehandlung bei RA muß nach dreimonatiger Monotherapie die Krankheitsaktivität überprüft und dann eine zweite Substanz getestet werden.

Auch wenn die Kombination mit MTX bei den TNF-alpha-Hemmern nur für Infliximab Pflicht sei, habe sich die Kombination in der Praxis oft bewährt, um einen ausreichenden klinischen Erfolg zu haben. Ein Wechsel von einem TNF-alpha-Blocker zu einem anderen ist in jeder Richtung möglich.

Bei Patienten mit RA sei ein Auslaßversuch aufgrund der geringen Zahl an Spontanremissionen eher die Ausnahme, sagte Zeidler. Bei Patienten mit Bechterew oder Psoriasis-Arthritis könne ein Ausschleichen oder eine individuell und an den Beschwerden orientierte Intervalltherapie dagegen durchaus sinnvoll sein.

Wermutstropfen dieser erfolgreichen Therapeutika bleibe das erhöhte Infektionsrisiko. Deshalb sollten vor Beginn einer TNF-alpha-Therapie eine Röntgenaufnahme des Thorax und ein Tuberkulin-Hauttest gemacht werden, erinnerte Zeidler.

Mehr zum Thema

Metaanalyse

Schützen Biologika bei Rheuma vor Demenz?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“