Coxibe senken Blutungsrisiko im ganzen GI-Trakt

AMSTERDAM (gvg). Selektive, nicht-steroidale Antirheumatika (Coxibe) sind für den Magen-Darm-Trakt so gut verträglich wie eine durch Protonenpumpenhemmer (PPI) abgeschirmte Therapie mit konventionellen NSAR. Und das wird jetzt in einer prospektiven Studie bei Patienten mit Rheuma und erhöhtem Risiko für gastrointestinale Blutungen geprüft.

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Es bestehe kein Zweifel, dass die Therapie mit konventionellen nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) häufig Komplikationen im Magen-Darm-Trakt verursache, sagte Professor Angel Lanas von der Universität Zaragoza in Spanien.

Von ihm selbst kürzlich publizierte Daten, die das Komplikationsrisiko quantifizieren, präsentierte Lanas beim Rheumatologenkongress in Amsterdam: In der Studie starben sechs Prozent der Patienten, die wegen einer gastrointestinalen Blutung ins Krankenhaus aufgenommen wurden. Die Studienautoren errechneten daraus eine Sterberate von 15 Todesfällen pro 100 000 Patienten pro Jahr, wenn die Patienten mindestens einen Monat lang mit nicht-selektiven NSAR behandelt werden (American Journal of Gastroenterology 2005, 100, 1694).

Eine andere, ebenfalls von Lanas betreute Fallkontrollstudie mit 2800 Patienten mit gastrointestinalen Blutungen und über 5000 Kontrollpatienten ergab, dass das Blutungsrisiko bei Therapie mit nicht-selektiven NSAR je nach Substanz um das Drei- bis 14-fache erhöht ist. Bei der Behandlung mit Celecoxib (Celebrex®) oder, wenn die NSAR-Therapie mit einem PPI abgeschirmt wurde, war das Risiko jedoch nicht erhöht (Gut, 55, 2006, 1731).

Die Verwendung einer Kombination aus PPI und nicht-selektivem NSAR hält Lanas für keine ideale Lösung: "Etwa ein Drittel der Komplikationen und ein Fünftel der gastrointestinalen Perforationen passieren im unteren Gastrointestinaltrakt", sagte er bei einer von Pfizer unterstützten Veranstaltung. Hier seien PPI wirkungslos, während Coxibe auch im unteren Gastrointestinaltrakt Blutungen verhindern könnten.

Prospektive Daten, die diesen Zusammenhang und seine klinische Bedeutung für das Auftreten schwerer, gastrointestinaler Komplikationen weiter ausleuchten, soll die CONDOR*-Studie liefern. Darin werden 4400 Patienten mit Arthrose oder Rheumatoider Arthritis und erhöhtem gastrointestinalem Blutungsrisiko über sechs Monate entweder mit 200 mg Celecoxib oder mit einer Kombination aus 75 mg Diclofenac und 20 mg Omeprazol behandelt.

*CONDOR: Celecoxib versus Omeprazol and Diclofenac for at-risk Osteoarthritis and RA Patients.



STICHWORT

Cyclooxigenase

Die Cyclooxigenase (COX) ist ein Schlüsselenzym in der Synthese der Entzündungsmediatoren Prostaglandin und Prostazyklin. Seit Anfang der 90er Jahre sind zwei unterschiedliche Formen des COX-Enzyms bekannt:

COX-1: Ist vorwiegend in der gastrointestinalen Schleimhaut und in den Blutplättchen aktiv. Es fördert die Schleimsekretion im Magen, hemmt die Säureproduktion und fördert die Blutgerinnung.

COX-2: Wird bei Entzündungsprozessen in geschädigtem Gewebe aktiviert, dort wo der Schmerz entsteht. Coxibe hemmen selektiv die COX-2. (skh)

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