Gemeinsam Vaskulitiden auf der Spur

HAMBURG. Rheumatische Autoimmunerkrankungen betreffen oft die Gelenke, gehen aber auch aufs Bindegewebe und die Gefäße. Werden solche Kollagenosen und Vaskulitiden nicht rechtzeitig erkannt, können sie zu Fehlfunktionen der Organe führen und sind potenziell lebensbedrohlich. Die Abklärung erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Von Sabine Stürmer Veröffentlicht:

Bei Kollagenosen liegen entzündliche und auch strukturelle Veränderung des Bindegewebes vor. Auch innere Organe können betroffen sein. Zu den Kollagenosen zählen Erkrankungen wie Lupus erythematodes, Sklerodermie, Sjögrensyndrom und Myositis.

Die Symptome sind je nach Ausbreitung und Stadium sehr unterschiedlich: Hautrötungen, Haarausfall, offene Stellen der Mundschleimhaut, Muskelschmerzen, Hautverdickungen oder kalte Hände (Raynaudsyndrom) sowie trockene Augen oder Mund. Als mögliche und potenziell lebensbedrohliche Organbeteiligung gelten Glomerulonephritis, Myokarditis oder ZNS-Beteiligung. Gelenke können ebenso beteiligt sein wie bei einer Rheumatoiden Arthritis - wichtig für die Differenzialdiagnose.

Vaskulitis führt zu Stenosen in den betroffenen Gefäßen

Die Vaskulitis ist eine autoimmun bedingte Gefäßwandentzündung. Durch die entzündliche Schwellung kommt es zu einer Gefäßstenose. Zu den Vaskulitiden zählen: Hautvaskulitis, Morbus Wegener (Wegener'sche Granulomatose), Churg-Strauss-Syndrom, mikroskopische Polyangiitis und die Arteriitis temporalis (M. Horton). Je nach Größe und Lokalisation der betroffenen Gefäße können viele zum Teil sehr unspezifische Symptome auftreten. Die Minderversorgung der betroffenen Gefäßregion kann zu Herzinfarkt oder Nierenversagen, aber auch zur Erblindung führen.

"Da Vaskulitiden und Kollagenosen Systemerkrankungen sind, haben die Patienten Allgemeinbeschwerden wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, erhöhte Temperaturen und allgemeine Schwäche," sagte Dr. Peer M. Aries zur "Ärzte Zeitung". Hinzu kommen spezifische Symptome der befallenen Organe.

"Bei einer intensiven Anamnese können auch Hausärzte schon eine konkrete Verdachtsdiagnose stellen," so der niedergelassene Rheumatologe aus Hamburg. Im nächsten Schritt sollten dann Blut- und Urinuntersuchung erfolgen. Sind Entzündungswerte erhöht und Rheumafaktoren oder Werte der Antikörper ANA oder ANCA erhöht, sollte rasch zum Facharzt überwiesen werden. Dort kann die Diagnose auch durch eine histologische Untersuchung gesichert werden.

Aries selbst ist in einem Ärztezentrum in Hamburg-Altona tätig, zusammen mit Kollegen der Nephrologie, Pulmologie, Hämatologie, Labormedizin und radiologischer Diagnostik. "Diese Vernetzung bietet viele Vorteile," betonte Aries. Denn: Geht es bei einem Patienten wirklich um die schnelle Abklärung, liegt gegebenenfalls innerhalb einer halben Stunde ein CT oder der Urinbefund vor. Bei unklarer Luftnot kann sogar rasch die Lunge gespiegelt werden. "Das interdisziplinäre Arbeiten ermöglicht es, eine breite medizinische Versorgung anzubieten, wie es sie bisher nur in Kliniken gab", so Aries. Auch in der Therapie profitieren die Patienten von der Sachkenntnis unter einem Dach: "Bei der Behandlung mit Biologicals findet ein reger Austausch mit den Onkologen statt. Diese setzen einige der neuen Substanzen schon länger ein als die Rheumatologen."

www.rheumanet.org - die gemeinsame Webseite mehrerer Rheuma-Organisationen hat viele Infos zu Rheuma

STICHWORT

Rheumatische Erkrankungen

Zu den rheumatischen Erkrankungen zählen alle Störungen des Stütz- und Bewegungsapparats, die chronisch schmerzhaft sind und die Bewegung einschränken: etwa 450 Erkrankungen, dabei entzündlich-rheumatische und degenerativ-rheumatische.

Etwa je ein Prozent der Bevölkerung sind von Rheumatoider Arthritis (RA) oder Spondyloarthropathien betroffen. Die Prävalenz von Kollagenosen liegt bei etwa 0,2 Prozent. Bei RA betragen die jährlichen Kosten pro Patient etwa 5000 Euro direkt und 10 000 Euro indirekt. (eb)

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